Zwölf Jahre nach der letzten Schlittenhunde-Weltmeisterschaft in Todtmoos und Bernau war es dieses Jahr wieder an der Zeit für die beiden Gemeinden im Schwarzwald die besten Athleten aus rund zwanzig Nationen zu begrüßen, damit diese in siebzehn Disziplinen die Medaillen untereinander aufteilen konnten. Die erste Weltmeisterschafts-Station Bernau wurde von Freitag bis Mittwoch Schauplatz der Rennen in den Mitteldistanzen, in den Skijöring- und Kombinationswettbewerben sowie der ersten Massenstart-Staffel bei einer WM.

Die ersten Entscheidungen gab es gleich am ersten Renntag. Dank gutem Wetter und Sonnenschein hatten sich bereits am Freitag zahlreiche Zuschauer an der Strecke rund um das Bernauer Loipenzentrum eingefunden. Mit einem Hund machten sich die Skijörer auf den Weg. Die Herren hatten eine Distanz von 16,5 Kilometern zu bewältigen, die Damen und die Juniorinnen absolvierten eine kürzere Strecke von 12 Kilometern. Wie erwartet hatten die Teilnehmer aus den nordischen Ländern die Nase vorn. Bei den Herren gelang dem Finnen Vesa-Pekka Jurvelin der Sprung auf das oberste Treppchen, dicht gefolgt von dem Norwegern Mikal Lillestu und Eskil Knag. Die deutschen Starter Ivo Neubert (Rang 21), Peter Habel (Rang 22), André Görlach (Rang 23), Sebastian Görlach (Rang 24) und André Elsenbusch (Rang 25) schlugen sich auf der anspruchsvollen Bernauer Strecke erfolgreich. Ebenso rasant ging es auf den 12 Kilometern der Damen zu. Hier konnte die Tschechin Martina Stepankova das Rennen mit einer halben Minuten Abstand zur zweitplatzierten Polin Agnieszka Jarecka für sich entscheiden. Dritte wurde die Schwedin Cajsa Grape. Die deutsche Starterin Karin Gruber-Pestel erreichte Rang 14, Ursula Steeb, im Vorfeld geschwächt durch eine Grippe, landete mit ihrem Ole auf Rang 15. Das junge Talent Laura Stichling konnte sich schlussendlich auf Rang 21 einordnen.

Bei den Juniorinnen ergab sich ein rein skandinavisches Podest. Die Norwegerin Oda Foss Almqvist konnte auf der 12-Kilometer-Strecke die Schwedin Julia Johansson (Rang 2) und ihre norwegische Landsfrau Julie Thue Holthe (Rang 3) auf die Plätze verweisen.

Beim munteren Schneetreiben fanden samstags die Kombinationswettbewerbe, die Staffel und das Mitteldistanzrennen in der Vier-Hunde Klasse statt. Die Kombination aus Pulka und Skijöring wurde von Teilnehmern aus den nordischen Ländern kombiniert. Vor allem auf den 2×8,5 Kilometern der Herren stellte sich erneut die Dominanz der Norweger heraus. Gewinnen konnte Yngve Hoel. Knapper hätte diese Entscheidung kaum sein können. Nach insgesamt 17 Kilometern kam der zweitplatzierte Eskil Knag nur 0,3 Sekunden später ins Ziel, der drittplatziert Mikal Lillestu lag am Ende nur 0,8 Sekunden hinter Hoel. Bei den Damen konnte nach 2×5 Kilometern die Norwegerin Solveig Kristiansen Aaseby das Rennen für sich entscheiden, dicht gefolgt von Maija Nivala aus Finnland auf Rang 2 und der Schwedin Caisja Grape auf Rang 3. Die Deutsche Ursula Steeb kam als dreizehnte ins Ziel.

Bei den Juniorinnen bot sich auf dem Tableu ein ähnliches Bild wie bei den Herren. Drei junge Norwegerinnen machten das Podest unter sich aus. Hier lag die Siegerin Julie Thue Holthe nur 0,3 Sekunden vor Eira Aaseby. Bronze gewann Oda Foss Almqvist.

Im Massenstart des Sprints der Viererteams über 8,5 Kilometer gelang der haushohen Favoritin Lena Boysen Hillestad der erneute Erfolg bei einer Weltmeisterschaft. Sie konnte ihrer Sammlung somit die dreiundzwanzigste WM-Goldmedaille hinzufügen. Mit 44 Sekunden Abstand auf den zweitplatzierten Franzosen Quentin Soulier und einer Minute und 23 Sekunden auf den drittplatzierten Tschechen Jiri Mencak bewies sie ihre Klasse aufs Neue. Aber auch die deutschen Starter schlugen sich erfreulich gut. Birgit Kostbahn sprintete mit ihrem Team auf den sechsten Rang, Alain Hercher erreichte als zehntplatzierte das Ziel.

Ein Schmankerl der besonderen Art war für die Zuschauer die Staffel. Im Massenstart gingen 19 Teams auf die Strecke. Die ersten beiden Starter einer Staffel gingen auf eine 8,5-Kilometer-Runde im Skijöring, das Finale machte ein Viererteam. Einige Nationen stellten mehrere Staffeln, so gab es auch auf deutscher Seite drei Teams, die sich auf den Weg machten. Am Ende reichte es jedoch nicht für das Podium. Die Goldmedaille machte das erste Team aus Norwegen mit den Skijörern Yngve Hoel und Eskil Knag, gefolgt von Lena Boysen Hillestad auf dem Schlitten. Auf Rang 2 setzen sich die Schweizer mit Maurin Kerst, Adrian Meissner und Barbara Wirz. Bronze schnappte sich das tschechische Team um Michael Zenisek, Martina Stepankova und Jiri Suchy. Das deutsche Team bestehend aus Ivo Neubert, Lorenz Frech und Thomas Hartmann landete am Ende auf Rang 11. Als dreizehnte ging die Staffel um Werner Schaub, Ursula Steeb und Ines Winter über die Ziellinie. Auf dem fünfzehnten Platz landete die dritte deutsche Staffel um Peter Habel, Karin Gruber-Pestel und Alain Hercher.

Am Sonntag sorgten die deutschen Athleten mitsamt ihren Teams für Wirbel. An drei Renntagen gingen die Mitteldistanzler in der Sechs-Hunde-Klasse und Zwölf-Hunde-Klasse an den Start. Durch das warme Wetter wurde die Strecke von 41 Kilometern am Freitag halbiert. Insgesamt legten die Teams so rund 100 Kilometer zurück. In der Sechs-Hunde-Klasse dominierte von Renntag 1 an der Spanier Itoiz Armendariz. Mit einem Abstand von rund zwölf Minuten gelang dem Tschechen Rudolf Chlad der Sprung auf Platz 2. Erfreulicherweise sorgte der Deutsche Karl Habermann aus Rosenau für die erste Bronzemedaille für das Gastgeberteam. Florian Bachmann landete mit seinem Team auf Rang 6.

Das absolute Highlight auf deutscher Seite war die Goldmedaille für Martin Dickel mit seinem Zwölferteam. Trotz Schwierigkeiten am dritten Tag rettete er sich mit elf laufenden Hunden und einem Vorsprung von rund einer Minute ins Ziel und gewann so die erste deutsche Goldmedaille bei dieser Weltmeisterschaft. Der Franzose Remy Coste kam als zweiter über die Ziellinie. Mit einem Abstand von 15 Minuten gelang der Schwedin Cari Rörström der Sprung auf Platz 3. Sylvia Ulrich aus Deutschland verpasste knapp das Podest und landete am Ende auf dem vierten Rang. Am Dienstag und Mittwoch ging es noch einmal für die Skijörer zur Sache – diesmal mit zwei Hunden. Bei den Damen konnte sich die Norwegerin Anne Marte Lovstuen das Rennen für sich entscheiden, knapp vor der Finnin Maija Nivala (Rang 2) und Solveig Kristiansen Aaseby (Rang 3), ebenfalls aus Norwegen. Bei den Herren gelang dem Finnen Vesa-Pekka Jurvelin das Erringen der zweiten Goldmedaille bei dieser Weltmeisterschaft. Der Norweger Mikal Lillestu landete mit einem Rückstand von 9 Sekunden auf dem zweiten Platz, Bronze erhielt der Schwede Mikael Pettersson.

Zwei Tage nach Austragung der Rennen in Bernau ging es im nahegelegenen Todtmoos für die Gespanne zur Sache. Im Verlauf von drei spannenden Renntagen bewiesen die Musher den begeisterten Zuschauern was ihre Teams in den Sprintdisziplinen zu leisten imstande sind. Die Medaillen wurde in fünf Disziplinen vergeben – in den Vierer-, Sechser- und Achter-Gespannen, in der offenen Klasse und bei den Vierer-Gespannen der Junioren. Die Zeiten dreier Renntage wurden addiert und ergaben schlussendlich am Sonntag das Klassement.

Bei den Sechser-Gespannen triumphierte am Ende die Französin Julie Bloch auf einer Strecke von 12,5 Kilometern. Sie konnte die zweitplatzierte Finnin Riita Kempe am Ende mit 14 Sekunden auf Abstand halten. Auf dem dritten Platz ergatterte Katie Dagenais die Bronzemedaille für Kanada. Für Deutschland gingen Marc Axtmann (Rang 12), Jürgen Oberheim (Rang 15) und Peter Lorenz (Rang 20) an den Start.

Bei den Achter-Gespannen über 16 Kilometer war das Finale am Sonntag kaum an Spannung zu überbieten. Am ersten Renntag hatte die Musherlegende Egil Ellis aus den Vereinigten Staaten Probleme am Start und konnte am Samstag nur als Siebtplatzierter auf die Strecke gehen. Nach einem Zauberlauf sprang er darauf auf den vierten Rang mit einem Abstand von einer Minute und dreizehn Sekunden auf den führenden Finnen Vesa-Pekka Lehtomäki. Im Finale überholte er den zwei Minuten vor ihm gestarteten Franzosen Dominique Coulevard. Am Ende waren es jedoch vier Sekunden, die zwischen ihm und der Goldmedaille lagen und er errang Platz 2 hinter dem beständigen Finnen. Die Bronzemedaille ging an den Schweden Lars Lind. Herbert Hiermeier (Rang 5), Alexandra Kathan (Rang 7), Malte Stodt (Rang 9), Jürgen Lüber (Rang 12) und Angelika Merkel (Rang 13) vertraten Deutschland in dieser Disziplin.

Bei den offenen Gespannen sorgte der deutsche Detlef Oyen für die nächste Goldmedaille für das deutsche Team. Nach 3×20 Kilometern setzte er sich mit einem Abstand von drei Minuten vor den Spanier Andoni Azpillaga. Dritter wurde der bereits in Bernau erfolgreiche Remy Coste. Die deutschen Christof Diehl und Mikel Tharann fuhren als siebte und achte ins Ziel.

Der für die Zuschauer wohl rasanteste Wettbewerb fand bei den Vierer-Gespannen statt. Da für Sonntag starker Regen in Todtmoos angekündigt war, fuhren die Teams in Abständen von einer Minute auf die Strecke, nicht wie gewohnt im Abstand von zwei Minuten. Im Ziel ging es für das Publikum und die Fahrer also heiß her. Am Ende wurde das gespannte Mitfiebern mit einer weiteren deutschen Medaille belohnt. Alain Hercher landete auf der Strecke von 7,5 Kilometern auf einem sehr guten dritten Platz und gewann die Bronzemedaille für das Gastgeberland. An der starke Schwedin Elin Björk, der Goldmedaillen-Gewinnerin von Todtmoos, und Mikael Högberg auf Rang 2 war an diesem Wochenende kein Vorbeikommen. Knapp verpasste die deutsche Catja Bach das Podium. Sie landete am Ende auf Rang 4. Birgit Kostbahn fuhr auf einen sehr guten achten Rang. Nicolle Schröder schaffte es auf Rang 16 und Horst Schröder reihte sich schlussendlich auf Rang 23 ein.

Die Stars des Wochenendes waren aber definitiv die drei Junioren, die mit ihren Vierer-Gespannen an den Start gegangen waren. Die Medaillen wurden vergeben zwischen Julie Boysen Hillestad, Axel Coste und Leo Melina. Letzterer gewann die Bronzemedaille für Frankreich und erstaunte am Finaltag mit einem blitzschnellen Lauf. Axel Coste, dessen Vater bereits in Bernau und Todtmoos Medaillen sammeln konnte, sprang auf den zweiten Platz. Er musste den Finaltag allerdings mit drei Hunden bestehen. Die Goldmedaille ging an die einzige Starterin aus Norwegen in Todtmoos – Julie Boysen Hillestad. Die 15-jährige Tochter der Musherin Lena Boyen Hillestad zauberte drei perfekte Läufe in den Schnee und fuhr am Ende sogar eine fünfzehn Sekunden schnellere Gesamtzeit als der schwedische Sieger der Vierer-Gespanne der Erwachsenen Elin Björk. Am Ende landete Deutschland mit zwei Goldmedaillen und zwei Bronzemedaillen auf Platz 3 im Medaillenspiegel hinter den bärenstarken Norwegern mit insgesamt 17 Medaillen und den Finnen mit deren acht.

Was von diesem Wochenende bleibt ist vor allem die Bestätigung, dass der Schlittenhundesport nicht nur spannend und faszinierend ist, sondern dass es ein Sport mit Zukunft ist. Viele junge Talente konnten sich präsentieren und sich mit den arrivierten Sportlern messen. Die Wettkämpfe waren fair, die Bedingungen hätten kaum besser sein können. Alles in allem haben nicht nur die Medaillengewinner gewonnen. Jeder Teilnehmer, ob Athlet, Helfer oder Zuschauer, konnte sich von unserem tollen Sport mitreißen lassen. Auch wenn die nächste Weltmeisterschaft in zwei Jahren im weit entfernten Kanada stattfinden wird – die Wettbewerbe in Bernau und Todtmoos werden allen Beteiligten als spannende und faire Wettkämpfe in Erinnerung bleiben.

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Ergebnislisten Todtmoos:

Ergebnis Samstag 4 Junioren Hunde HSR 2015
Ergebnis Sonntag 4 Hunde HSR 2015
Ergebnis Sonntag 6 Hunde HSR 2015
Ergebnis Sonntag 8 Hunde HSR 2015
V2
Ergebnis Sonntag offene Klasse HSR 2015

 

Ergebnislisten Bernau:

Ergebnisliste_Freitag_offiziell_gesamt
Ergebnisliste_Staffel_22.02._12_38
Final results_ SM2_SW2
Gesamtwertung
MD6-MD12_gesamt nach Klassen

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