Vet-Info
Nur ein gesunder Hund kann seine Leistung bringen, daher informieren wir hier über gängige Krankheitsbilder sowie auf welche Aspekte zu achten sind, um den eigenen Hund fit zu halten.
Autoren und Themen
DVM Dagmar Kriegler
VDSV Verbandstierärztin
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Babesiose, Piroplasmose – eine Zoonose des Hundes
Der Tierarzt in Mitteleuropa wird bedingt durch erleichterte Reisebedingungen und Massentourismus immer öfter mit aus Mittelmeerländern oder den Tropen eingeschleppten Infektionskrankheiten konfrontiert. Zu diesen Erkrankungen gehört die Babesiose, Piroplasmose.
Babesiosen kommen weltweit vor, besonders aber in den Tropen und im Mittelmeerraum. Es gibt kleine lokal begrenzte Herde in Norditalien, Ungarn, der West- und Südschweiz, in der Region um Basel und in Frankreich.
Bereits 1980 wiesen DENNING et. al. (1980) auf die Möglichkeit einer Endemisierung in Deutschland hin.
Die Babesiose des Hundes wird durch Babesia canis (Einzeller, Protozoen) verursacht. Seltenere Infektionsquellen für Hunde sind Babesia gibsoni oder Babesia vogeli.
In der Schweiz und Deutschland wurden laut den Untersuchungen von JAQUIER (1973) und DENNING et al. (1980) nur Babesia canis nachgewiesen.
1. Entwicklung und Artenmerkmale
Babesia canis wird durch folgende Zecken währen des Saugaktes übertragen:
- In Europa (incl. nördl. Mittelmeer) – Dermencalor relicularis und Rhipicephalus sanguineus, wenn diese Art eingeschleppt wurde.
- Subtropen, Ägypten – Rhipicephalus sanguineus
- Afrika, südliche Sahara und Indien: Haemaphysalis leachi
Der Erreger vermehrt sich beim Hund durch Zweiteilung ausschließlich in den roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Innnerhalb von zwei Wochen entstehen die für die Parasitengruppe namensgebenden birnenförmigen Stadien (Piroplasmen).
Diese Stadien bleiben auch nach überstandener Krankheit jahrelang im Blut nachweisbar. Babesia-Arten gehen in der weiblichen Zecke auch auf die Eier über, so dass bereits die Zeckenlarven die Infektion weiter verbreiten können.
2. Verbreitung
Die Zecken übertragen beim Stich und während des Saugaktes mit dem Speichel zahlreiche Sporozoiten (Entwicklungsstadien), die direkt in die roten Blutkörperchen eindringen und sich dort rasant vermehren.
Eine direkte Infektion von Hund zu Hund oder vom Hund zum Menschen ist nicht möglich. Die Zecke bleibt der Übertragungsvektor.
3. Symtome der Babesiose
Das Erkrankungsbild richtet sich nach dem Schweregrad des Verlaufes, der alle Formen von latent, subakut, akut oder chronisch aufweisen kann.
Der akut erkrankte Hund ist in seinem Allgemeinbefinden stark beeinträchtig. Er zeigt Apathie, Mattigkeit, Fieber bis 42 Grad C, blasse bis gelbliche Schleimhäute, rot bis grünbrauner Urin, Leber- und Milzvergrößerung, sowie Anämie.
Der chronische Verlauf ist gekennzeichnet durch unauffällige Symptomatik. Die Anämie (Blutarmut) bleibt erhalten. Es werden zerebrale Schädigungen beschrieben, die sich in Lähmungen, Bewegungsstörungen und auch in epileptischen Anfällen äußern.
4. Diagnose
Gründlichste Anamnese, mikroskopischer Nachweis des Erregers im Blutausstrich (Kapillarblut von der Ohrunterseite oder aus dem Nagelbett). Ein negativer Befund schließt eine Babesieninfektion nicht aus (chronischer Fall, symptomloser Träger). Für solche Fälle empfiehlt sich eine serologische Untersuchung (FAT oder ELISA-Test) in einem Speziallabor.
5. Inkubationszeit
Variabel zwischen 9 Tagen und 3 Wochen.
6. Prophylaxe
- Meiden von Endemiegebieten
- Tragen von Ungezieferhalsbändern oder Verwenden von Zekkenschädigenden Ektoparasitenmitteln (Sprays, Pour on wie z.B. Frontlinespray, Kardoxzeckenbänder, Bolfozeckenbänder, Expot usw.) mit Wirkstoffen wie Fipronil oder Carbanil. In Frankreich steht mit „Piradog“ von der Firma Merial eine inaktivere Erregervakazine zur Vorbeuge zur Verfügung, die aber in Deutschland nicht registriert ist.
7. Therapie
Es gibt in Deutschland zum aktuellen Zeitpunkt kein Präparat, welches zur Behandlung einer Babesioseerkrankung des Hundes registriert ist.
Alle bekannten Therapeutika zeigen teilweise schwerwiegende Nebenwirkungen, z.B. starken Blutdruckabfall, Schädigung von Leber und Niere, Neurotoxität, sowie nicht kalkulierbare Mortalität.
Im Falle eines akuten und lebensbedrohlichen Infektionsverlaufes ist der Nutzen und das Risiko einer Behandlung abzuwägen.
Über die internationale Apotheke hat der Tierarzt die Möglichkeit auf vorhandene Medikamente für diese Therapie zurückgreifen. Dabei muss darauf hingewiesen werden, dass der Besitzer eine solche Behandlung auf eigene Gefahr gestattet.
Für eine kausale Therapie gelten folgende Präparate:
- IMIDOCARB (-dipropionat = Imizol® Coopers)
- DIAMINAZEN (aceturat = Berenil®)
- PHENAMEDIN (isethionate = Oxopirvedine Merial).
Gerade die Babesioseinfektion zahlreicher Schlittenhunde Anfang April bei einem Wagenrennen in Bischweiler/Frankreich, bei der zahlreiche Hunde durch eine Zekkeninvasion in einem bestimmten Bereiches des Stake out Platzes befallen wurden, kurze Zeit später erkrankten und teilweise starben, deutet noch einmal verstärkt auf die Bedeutung hin.
Heute muss man im Zuge großer Mobilität überall in Mitteleuropa mit einer derartigen Infektion rechnen und bei unklarer Symptomatik auch eine Diagnostik in diese Richtung betreiben.
Mit Beginn der neuen Saison treten Jahr für Jahr ähnliche Probleme bei zahlreichen Schlittenhundeteams auf.
Ein Teil der Tiere erkrankt bereits nach der Teilnahme an den ersten Wagenrennen, andere mit Beginn oder im Laufe der Schlittenhundesaison. Die Symptome treten manchmal bereits nach dem ersten Renntag oder 1 bis 2 Tage auf, nachdem der Musher und sein Team vom Rennen zurück sind.
Apathie, Erbrechen mit gleichzeitigem oder wenig später folgendem Durchfall, der schleimig-wäßrig, fötide stinkend, selten auch mit Blutbeimengungen sein kann. Während das Erbrechen meist nur kurzdauernd ist, können die Durchfälle 6 bis 10 Tage, in Ausnahmen noch länger anhalten.
Wer ist der Verursacher dieser Erscheinungen:
Dieser ist ein Virus, der als CCV (Canine Corona Virus) bezeichnet wird. Er wurde in Deutschland erstmalig 1971 nachgewiesen. Sein Auftreten war gekoppelt an größere Hundekonzentration (Militärschulen, Diensthunde, Zoll. u. ä.):
Die Coronaviren sind RNS-haltige Viren mit einer besonders charakteristischen Oberflächenstruktur. Sie besitzen in ihrer Außenhülle Partikel, ähnlich dem Strahlenkranz der Sonne (Corona), welche bestimmend für den Namen waren.
Die Größe der Viren beträgt 80 bis 160 nm. Die Entwicklung der Viren erfolgt im Zytoplasma. Die Überlebensfähigkeit des Virus gegenüber Desinfektionsmitteln ist relativ groß. Es überlebt im ph-Wert-Bereich von 3 bis 11. Gegenüber Kälte ist das Virus sehr unempfindlich, Wärme jedoch schränkt seine Überlebensfähigkeit ein.
Epizootiologie:
In Schlittenhundebeständen, in denen die Hunde keine CCV-Antikörper (durch Impfung oder durch durchgemachte natürliche Infektion) aufweisen, erfolgt die Ausbreitung binnen 1 oder mehrerer Tage und erfasst meist die Mehrheit der vorhandenen Tiere. Es werden alle Altersklassen betroffen.
Das Überstehen der Krankheit hinterlässt im Hund eine humorale Immunität. Erste Antikörper lassen sich etwa 14 Tage p. i. im Serum nachweisen und bleiben mindestens 8 Wochen, häufig aber ein Jahr und länger bestehen. Die Virusausscheidung erfolgt mit dem Kot etwa 3 bis 5 Wochen, mitunter aber auch wesentlich länger. Die Krankheit tritt hauptsächlich in der kalten Jahreszeit auf.
Neben dem direkten Kontakt mit virushaltigem Kot durch Beschnüffeln oder Belecken, erfolgt die Weiterverschleppung aber auch durch Zwischenträger wie den Menschen oder unbelebte Zwischenträger (z. B. Kotschaufel).
Schlittenhunde scheinen prädisponiert, eine Coronavirusinfektion zu durchseuchen. Ein Zusammentreffen einer großen Hundepopulation aus verschiedensten Zwingern, sowie die begünstigende kältere Umgebungstemperatur, ein Stake-out-Gelände mit vielen gemeinsam genutzten Wegen forcieren die Ausbreitung der Infektion.
Trotz klinischer Gesundung erfolgt die Weiterverschleppung beim nächsten Rennen über einen noch virushaltigen Kot. Eine mehrfache Erregerpassagierung lassen den Virus pathogener werden, so dass auch Hunde, die sich in einer sehr guten immunologischen Abwehrlage befinden, erkranken können.
Pathogenese
oder was passiert im Körper:
Das Coronavirus wird fast ausschließlich oral aufgenommen. Da es säurebeständig ist, kann der Erreger den Magen unbeschadet passieren und zu einer Besiedlung der Dünndarmzotten führen. In den Epithelien der Zotten vermehrt sich das Virus sehr schnell. (Zeichnung/Anlage) In dieser Phase kommt es zum Untergang oder zur Degeneration der Zottenepithelien, sowie zum Auftreten unreifer Epithelzellen. Alles zusammen führt zu einer weitgehenden Zottenathrophie (Rückbildung), wobei die einzelnen Dünndarmabschnitte unterschiedlich betroffen werden.
Es ist erklärlich, dass durch die Zottenathrophie und die herabgesetzte Enzymaktivität der unreifen Epithelien die Verdauungs- und Resorptionsvorgänge maßgeblich gestört sind. Die vom Hund aufgenommene Nahrung kann nicht mehr entsprechend hydrolysiert und resorbiert werden. Dieses wiederum bewirkt durch eine Erhöhung des osmotischen Druckes des Darminhaltes einen Wasserentzug des interstitiellen Gewebes (Exsikkose) und eine Flüssigkeitsvermehrung im Darminhalt.
Die so vermehrte Flüssigkeitsmenge kann auch im Dickdarm nicht mehr resorbiert werden und es kommt zu Durchfall und Dehydration. Der starke Füllungszustand des Dünndarms bewirkt außerdem eine ungenügende Entleerung des Magens und damit Erbrechen. Nach etwa 5 Tagen beginnt die Regeneration der Dünndarmzotten und ebenfalls das Einsetzen einer lokalen Immunität, wodurch eine weitere Virusvermehrung unterbrochen wird.
Erschwerend für den weiteren Erkrankungsverlauf kann sich das Aufpflanzen sekundärer Infektionen auswirken.
Diese sind in der Regel durch Bakterien verursacht (E.coli, Enterokokken, Cl. perfringens, wobei der nachgewiesene Keimgehalt von gering bis hochgradig schwankend sein kann), aber auch weitere Virusinfektionen (Rota-, Parvovirus) sind möglich. Der Heilungsprozess wird bei bestehenden Sekundärinfektionen zeitlich maßgeblich beeinflusst.
Klinische Symptome, Prognose:
Die Inkubationszeit ist sehr kurz und beträgt allgemein 24 bis 36 Stunden im Experiment oder bei hoher Erregerpathogenität und schlechter immunologischer Lage des Hundes, sonst kann sie bis zu 4 Tagen dauern. Die klinischen Symptome bestehen in plötzlichem Auftreten eines dünnbreiigen, oft wäßrigen Durchfalls, der übelriechend ist und im Strahl abgesetzt wird.
Die Kotfarbe schwankt zwischen grünlich, gräulich bis zementfarbend oder gelb-orange, wobei es auch zu Blutbeimengungen kommen kann. Zum selben Zeitpunkt tritt auch Erbrechen auf, hört aber meist nach 2 bis 3 Tagen wieder auf. Der Durchfall hingegen hält wesentlich länger an und beeinflusst den Allgemeinzustand des Hundes maßgeblich.
Die Hunde scheinen apathisch, verweigern das Futter und wirken “trocken”. We bereits erwähnt, bewirken sich aufpflanzende Sekundärinfektionen eine weitere Verschlechterung des Krankheitsbildes.
Therapie:
Wichtigste Therapiemaßnahme ist der Nahrungsentzug und das Zuführen von Flüssigkeit. Da die Hunde in der akuten Krankheitsphase auch die Flüssigkeitsaufnahme verweigern, muss diese notfalls mit einer Zwangseingabe erfolgen, wobei oft eine kleinere Menge in regelmäßigen Abständen verabreicht werden sollte.
Die Hunde in einer warmen Unterbringung zu halten (gut ausgepolsterte Box, Wohnwagen), um sie so vor einer Unterkühlung, bzw. vor zusätzlichem Energieverbrauch zu schützen, ist in dieser Zeit besonders wichtig.
Im Falle einer Sekundärinfektion ist eine antibiotische Behandlung erforderlich. Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass bei Schlittenhunden sehr oft Sekundärinfektionen auftreten.
In der Regel erkranken während oder kurz nach dem ersten Rennen die Yearlings oder mitgeführte Junghunde, die mit dem Coronavirus noch keinen Kontakt hatten. Die Yearlings sind meist noch stressanfälliger durch die neue Situation (Reise, Box, Stake-out, Rennen).
Prophylaxe:
Es gibt zur Zeit keinen in Deutschland zugelassenen Coronaimpfstoff. In der ehemaligen DDR gab es einen an ca. 1200 Hunden getesteten, sehr wirksamen oralen Coronaimpfstoff, der leider 1989 keine Endzulassung mehr erhielt. Somit ist eine wirksame Prophylaxe nicht möglich.
Schlussbetrachtung:
Welche Möglichkeiten hat der Musher, seine Schlittenhunde besser vor einer Coronavirusinfektion zu schützen?
Einige wichtige Fakten wie:
- optimale Fütterung
- gutes Training
- richtig aufgebautes Impfregime gegen Parvovirusinfektion
Endoparasitenbekämpfung nach Schema
- Entwurmung ca. 14 Tage vor der Jahresimpfung bzw. entsprechend Entwurmungen der Welpen
- Entwurmung nach dem Herbsttraining (Feuchtigkeit, körperliche Beanspruchung durch Training, gleiche Auslaufflächen begünstigen die Weiterentwicklung noch bestehender Entwicklungsstadien von Endoparasiten im Hund)
- Entwurmung nach Abschluss der Rennsaison führt zu einer Vermeidung von lokalen Schadwirkungen im Darmbereich
- Stabilisierung und Stärkung des Immunsystems z.B. auch durch Beachtung des gesteigerten Vitaminbedarfs (A, E, C) für Rennhunde
- Beeinflussung des Immunsystems durch Paraimmunitätsinducer (z. B. Baypamun, Duphamun) oder homöopathische Substanzen (z. B. Engystol, Echinacea).
- Meidung möglicher Ansteckungsquellen im Stake-out (Verleihen von Kotbesteck, Durchlaufen anderer Stake-out-Bereiche usw.)
- Nichtteilnahme am Rennen bei Verdacht auf eine beginnende Infektion schützen sicher auch nicht vollkommen, aber sie mindern die Gefahr der Ansteckung und Weiterverschleppung.
Doping (engl.: to dope – hinters Licht führen) ist der Versuch einer unphysiologischen Steigerung der Leistungsfähigkeit des Hundes durch Anwendung (z.B.: Eingabe, Injektion) eines Dopingmittels durch den Hundehalter oder eine andre Hilfsperson vor oder während eines Wettkampfs bzw. im Training (bei Anabolika).
Durch die Überwindung physiologischer Leistungsgrenzen wird der Hund über den physischen Zustand seines Körpers getäuscht; Schutzbarrieren z.B.: Erschöpfungsgefühl werden abgebaut mit der Folge einer Gefährdung der Lebensfunktionen (kann bis zum Todesfall gehen).
Doping kann sowohl die Funktion haben, vorhandene gesundheitlich Mängel oder Schäden eines Hundes zu überdecken als auch zu Beanspruchung von Leistungsreserven zu führen, welche unter physiologischen Voraussetzungen lediglich in einer Notfallsituation, wie Flucht, beansprucht werden. Beides führt zu einer über das Maß hinausgehenden Beanspruchung des Hundes, sowohl physisch als auch psychisch.
Verletzungen, die bereits vorhanden waren, werden verschlimmert und die Kraftreserven des Körpers vollständig erschöpft. Frühzeitiger und unnötiger Verschleiß und Verbrauch des Tieres werden somit in Kauf genommen, bzw. geradezu provoziert. Dem Hund werden über das nötige Maß hinaus Schmerzen und Schäden zugefügt.
Doping stellt somit einen eindeutigen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar.
Nachfolgend aufgeführt sind die Medikamentengruppen, die zu den unerlaubten Medikamenten zählen:
- Substanzen, die auf das zentrale periphere Nervensystem wirken.
- Mittel, die auf Gehirn und Nerven wirken.
- Substanzen, die auf das vegetative (unwillkürliche) Nervensystem wirken.
- Substanzen, die auf Herz und Kreislauf wirken.
- Substanzen, die auf den Magen-Darm-Trakt wirken.
- Substanzen, die auf den Bewegungsapparat wirken.
- Substanzen mit fiebersenkender (antipyretischer), schmerzstillender (analgetischer) und entzündungshemmender (antiphlogistischer) Wirkung.
- Substanzen mit antibiotischer, antimykotischer, antiviraler und antiparasitärer Wirkung.
- Mittel zur Bekämpfung von Bakterien, Pilzen, Viren und Parasiten.
- Antihistaminika: Mittel, welche die Wirkung des Histamins abschwächen und vorwiegend bei der Behandlung von Allergien Anwendung finden.
- Diuretika: harntreibende Mittel.
- Lokalanästhetika: örtlich betäubende Mittel.
- Muskelrelaxantien: muskelerschlaffende Mittel.
- Atmungsstimulantien: Mittel zur Beeinflussung der Atmung.
- Sexualhormone
- Anabolika: Mittel, die Wachstum und Muskelansatz fördern.
- Corticosteroide: Hormone der Nebennierenrinde und synthetisch hergestellte Stoffe mit gleicher Wirkung.
- Endokrine Sekrete und ihre synthetischen Homologe: Absonderungen körpereigener Drüsen und synthetisch hergestellte Stoffe mit gleicher Wirkung.
- Substanzen, die die Blutgerinnung beeinflussen (Antikoagulantien).
- Substanzen, die in der experimentellen Erprobung stehen und noch nicht als Arzneimittel zugelassen sind.
- Substanzen endogenen Ursprungs (körpereigene Substanzen), die von außen verabreicht werden.
- Substanzen, die geeignet sind, den Säure-Basen-Haushalt zu beeinflussen, z. B. Bikarbonat- Verbindungen.
Wichtig: Unabhängig von dem generellen Verbot der Verabreichung von Substanzen oder Mitteln, die in Absatz 1 genannt sind, dürfen Hunde innerhalb von 72 Stunden vor Beginn des Rennens keine Injektionen oder Infusionen erhalten. Hat ein Hund vor dem Rennen Medikamente bekommen, so muss dies dem anwesenden Renntierarzt mitgeteilt und auf der geforderten Chipliste dokumentiert werden.
In unserer Download-Rubrik finden Sie die Anti-Doping Regeln der IFSS.
Die folgenden Medikamente und Hilfsmittel sind für jeden Zughundesportler (Musher) empfehlenswert:
Augen- und Augenumgebung:
Augensalbe (z. B. Terramycin u. ä.) hat den Vorteil, das man gleichzeitig kleine Verletzungen (Biss, Riss) damit versorgen kann.
Ohrentropen:
Zum Beispiel Sofan oder Panalog, gleichzeitige Ekzembehandlung möglich.
Wundreinigung:
Wasserstoffperoxyd 1-3-%-Lösung, Tupfer oder Verbandswatte, Aethacridinlösung ist ebenfalls möglich.
Blutstillung:
Zum Beispiel Lotagen (Tupfer vor dem Training oder Rennen mit Lotagen tränken und im Plastebeutel am Körper tragen, um ein Gefrieren zu verhindern. Feste Kompressen, festes Verbandsmaterial kleines Holzstück, um notfalls eine Abschnürung vorzunehmen (spätestens nach 10 Minuten lockern und 1 bis 2 Minuten durchbluten lassen, dann wieder abschnüren usw.) Alflexbinden in verschiedener Breite und Rollenpflaster.
Magen-Darm-Infektion:
Aktivkohle oder Kohletabletten, Tabletten gegen Durchfall (z. B. Tannalbin, Borgal, Enteritistabletten).
Husten:
Bromhexintabletten (z. B. Bisolvon), auch Hustensaft (z. B. Zoofrenon oder Benadryl) oder Einreibung möglich.
Erbrechen:
Tabletten gegen Erbrechen (Befedo-Antemetikum, Lomotil 2,5 mg), Paspertintropfen oder Zäpfchen (z. B. Marophen).
Fieberhafte Infektion:
Antibiotika in Form von Tabletten (z. B. Clamoxyl, Baytril 150 mg u. ä.).
Elektrolyte:
Bei starkem Flüssigkeitsverlust in Form von Durchfall oder Erbrechen (z. B. Effydral-Tabletten, Lytafit, Elotrans, Life-Guard u. ä.).
Salben:
Kühlsalbe (Eudermatan), Lebertranzinksalbe, entzündungshemmende Salbe (z. B. Kampfer), Zugsalbe (Ung. Ichtiol. 20 %).
Kreislauf (Dopingrichtlinien beachten):
Effortiltropfen (nur im Bedarfsfall, am Körper mitführen – Frostgefahr).
Pfoten:
Pfotenfett (Vaseline mit Bienenwachs z. B. Pascha), Bonocin Pfotenschutz (Klebeschutz). Zur Grundausstattung einer jeden Apotheke gehören ein Fieberthermometer, eine Schere, eine Krallenzange, eine kleine Pinzette, eine entsprechende Anzahl Booties und ein ordentliches Behältnis, worin das Ganze griffbereit und übersichtlich (feste Ordnung anlegen) verstaut wird.
Verbandsmaterial:
Watte, Mullbinden (10 cm), Alflex-Klebebinden, Rolta-Wattebinden, Klebeband.
Anatomie und Physiologie des weiblichen Geschlechtssystems
Am hinteren Nierenpol liegen beidseits die 1-2 cm großen Eierstöcke. Sie sind nicht nur Produktionsstätte der Eizellen, sondern auch der weiblichen Hormone Östrogen und Progesteron. Im Eierstockaufbau unterscheidet man Mark (Gefäße) und Rinde (Tausende Eizellen in Primärfollikeln). Aus diesen Primärfollikeln entstehen zunächst Sekundärfollikel, dann Tertiärfollikel aus denen mit dem Eisprung (Ovulation) die Eizellen freigegeben werden. Die Reste der Follikel bilden sich zu Gelbkörpern um, welche das Schwangerschaftsschutzhormon (Progesteron) produzieren.
Die Eizellen werden von der trichterförmigen Erweiterung des Eileiters aufgenommen. Dieser enge, 6-10 cm lange, dünnwandige Schlauch verbindet den Eierstock mit der Gebärmutter. Der Eileiter dient nicht nur zum Transport der Eizellen, sondern er ist gleichzeitig Ort der Befruchtung.
Die Gebärmutter stellt den erweiterten Teil des Geschlechtsapparates dar und liegt fast vollständig in der Bauchhöhle. Sie wird in zwei Gebärmutterhörner, den Körper und den Hals unterteilt. Die Stärke und die Bestandteile (Drüsen, Blutkapilllare) der Gebärmutterschleimhaut variieren zyklusabhängig.
Die sich anschließende Scheide verläuft zunächst horizontal und knickt im Beckenausgang nach unten ab. Sie dient als Kopulationsorgan.
Geschlechtszyklus
Hunde sind saisonal monoöstrisch, das heißt sie werden meist zweimal im Jahr läufig. Die Intervalle zwischen den Läufigkeiten betragen durchschnittlich 5-7 Monate, wobei es Unterschiede zwischen und innerhalb der Rassen gibt. Beim Einzeltier bestehen relativ konstante Brunstintervalle.
Zyklusphasen:
- Proöstrus = Vorbrunst, Dauer 7-13 Tage, Anschwellung der Scheide, blutiger bis fleischwasserähnlicher Scheidenausfluss, Rüden werden abgewehrt.
- Östrus = Brunst, Dauer 3-8 Tage, angeschwollene Scheide, Scheidenausfluss wird heller und nimmt ab, Deckbereitschaft.
- Metöstrus = Nachbrunst, Dauer 9-12 Wochen, Abschwellen der Scheide, eventuell Anzeichen einer Scheinträchtigkeit.
- Anöstrus, Dauer 2-4 Monate, fehlen jeglicher Anzeichen eines Sexualzyklus.
Fruchtbarkeitsstörungen – Pathalogie des weiblichen Geschlechtssystems
Läufigkeitsstörungen
Anöstrie = Ausbleiben der Läufigkeit durch eine Unterfunktion oder eine Nichtfunktion der Eierstöcke. Es kann keine Befruchtung stattfinden. Die äußeren Läufigkeitssymptome treten meist unverändert auf. Eine Besonderheit ist die „Weiße Hitze“, eine Läufigkeit mit fast keinen oder keinen äußeren Anzeichen.
Eine verlängerte Läufigkeit kann zum Einen durch eine verlängerte Vorbrunst zustande kommen. Die Proöstrusblutung hält länger als 21 Tage an. Die Hündin ist nicht deckbereit. Auch eine längere Brunst kann zu einer verlängerten Läufigkeit führen. Die Deckbereitschaft ist länger als 12 Tage, der Eisprung bleibt häufig aus. Durch den langen Östrogenhochstand kann es vermehrt zum Auftreten von Gebärmutterentzündungen kommen.
Beim sogenannten Splitöstrus verläuft die Vorbrunst zunächst normal ab. Die typischen Brunstsymptome setzen ein. Plötzlich weist die Hündin den Rüden aber ab. Die richtige Brunstphase setzt erst einige Tage später ein.
Eierstockserkrankungen
Hormonelle Störungen sind eine häufige Ursache für Eierstockserkrankungen . So verursachen persistierende oder zystische Follikel einen Östrogenhochstand. Ein zystischer Gelbkörper führt zur ständigen Progesteronproduktion. Durch solche Veränderungen am Eierstock stehen die Hormone im Ungleichgewicht, die Läufigkeit kann nicht normal ablaufen. Auch Hormonbehandlungen können zu diesen Veränderungen führen.
Tumore treten an den Eierstöcken relativ selten auf. Der häufigste Tumor ist der Granulozelltumor. Dieser meist gutartige Tumor produziert Östrogene, welche das klinische Bild einer hormonell bedingten Gebärmutterentzündung mit Haarkleidveränderungen sowie vergrößerter Scham bedingen.
Gebärmuttererkrankungen
Eine der häufigsten Gebärmuttererkrankungen ist die Pyometra. Was bedeutet eigentlich Pyometra? Dies ist eine Ansammlung von eitrigen oder blutig-eitrigen Exsudaten (Ausflüsse) in der Gebärmutter bei verschlossenem Muttermund. Wie kommt es dazu? Zum Läufigkeitsende ist der Muttermund noch nicht keimdicht verschlossen und Keime können so ungehindert eintreten.
Da die Abwehrbereitschaft der Gebärmutter zu diesem Zeitpunkt stark geschwächt ist, kommt es zur lokalen Infektion. Die Keime vermehren sich und Giftstoffe werden gebildet. Der Muttermund ist inzwischen geschlossen und das gebildete Sekret kann nicht abfließen. Durch die zunehmende Füllung mit eitriger Flüssigkeit kommt es zum Auftreten der typischen Krankheitssymptome wie: meist hochgradig gestörtes Allgemeinbefinden, extrem vermehrtes Trinken (2-3 mal mehr, als sonst), Fieber, schlechte oder keine Futteraufnahme. Meist ist in der Scheidenregion ein schmierig eitrig-blutiger Ausfluss zu beobachten. In solch einem Fall ist sofort ein Tierarzt aufzusuchen.
In den meisten Fällen wird er zur sofortigen Operation raten.
Eine weitere Erkrankung ist die Gebärmutterentzündung. Sie entsteht häufig durch Hormonstörungen oder nach Hormonbehandlungen. Das Allgemeinbefinden ist gestört, die Scheide leicht vergrößert und Ausfluss ist zu sehen.
Scheidenerkrankungen
Scheidenerkrankungen können in verschiedenen Altersstadien auftreten. So ist die Vaginitis (Scheidenentzündung) eher eine Erkrankung der Junghunde, während Tumore an der Scheide eher bei älteren Tieren auftreten. Die Symptomatik ist aber sehr ähnlich. So kommt es zu Ausfluss, Leckreiz und Harnträufeln. Die Hündinnen sind für Rüden attraktiv.
- Jungtiervaginitis – Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 5-7 Monate alten Tieren, aber auch 8-10 Wochen alte Welpen können betroffen sein. Die Hündinnen haben eitrigen Scheidenausfluss, die Scheide ist stark gerötet.Das Allgemeinbefinden ist meist ungestört. Die Ursachen für diese Erkrankung sind noch nicht ausreichend geklärt. So sollen immunologische Reaktionen, Hormonmangel, Fütterungseinflüsse und Bakterien eine Rolle spielen. Spülungen und Antibiotikagaben können eine vorübergehende Besserung bringen.Eine endgültige Heilung erfolgt erst bei Eintritt der Geschlechtsreife ein.
- Scheidentumore – Sie treten meist bei älteren Tieren (6-8 oder älter) auf. Zu 75% sind sie gutartig. Es kommt zu Vorwölbungen aus der Scheide. Die Hündin hat Probleme beim Harnabsetzen. Eine chirurgische Entfernung ist anzuraten.
- Scheidenvorfall – Diese Krankheit tritt meist während er 1. oder 2. Läufigkeit auf. Durch eine übermäßige Hormonbildung kommt es zu vermehrter Ödematisierung (Wassereinlagerung) des Scheidengewebes. Meist ist eine chirurgische Entfernung durch den Tierarzt notwendig. Bei der nächsten Läufigkeit kann es allerdings wieder zum Auftreten eines solchen Vorfalls kommen. In einem solchen Fall ist eine Entfernung der Eierstöcke und der Gebärmutter zu empfehlen.
Auch Missbildungen wie Scheidenspangen, Scheidenverengungen können bei einer Hündin auftreten.
Gesäugeerkrankungen
- Gesäugeentzündung (Mastitis) – Eine Gesäugeentzündung tritt meist im Anschluss ans Werfen, aber auch bei scheinträchtigen Hündinnen oder nach Verletzungen auf. Typische Anzeichen einer akuten Entzündung sind Schwellungen der einzelnen Gesäugekomplexe, vermehrte Rötung und Schmerzhaftigkeit, sowie wässrig eitriges oder blutiges Sekret. Eine antibiotische Behandlung und kühlende Salben sind zu empfehlen.
- Gesäugetumore – Diese treten meist bei älteren Hündinnen (älter als 6 Jahre) auf. Bei Hündinnen, die kurz vor oder nach der ersten Läufigkeit kastriert wurden, ist die Gefahr des Auftretens von Gesäugetumoren wesentlich geringer. Auch wiederholte Hormonbehandlungen (Läufigkeitsunterdrückung) begünstigen das Tumorauftreten.Häufig werden die Hündinnen zu spät beim Tierarzt vorgestellt. Metastasen finden sich meist in den regionären Lymphknoten, in der Lunge, in den Nieren, in der Leber und in der Milz.
Scheinträchtigkeit
Die Scheinträchtigkeit ist ein Syndrom aus psychischen und physischen Veränderungen. Sie tritt 4-9 Wochen nach der Läufigkeit auf und dauert 2-3 Wochen. Ein langes Bestehen des Gelbkörpers stellt die Ursache dar.
Typische Symptome einer Scheinträchtigkeit sind: eine Anschwellung des Gesäuges mit leichter bis hochgradiger Milchsekretion, Unruhe, Nestbau, das Umhertragen und Hüten von Spielsachen. Ablenkende Maßnahmen, wie Bewegung, Änderung der Fütterungsgewohnheiten und das Wegräumen von Spielsachen sind eine einfache, aber hilfreiche Therapie.
Auf jeden Fall sollte das Ausmelken des Gesäuges unterlassen werden, da sonst die Milchbildung angeregt wird. Bei einer ständig wiederkehrenden Scheinträchtigkeit ist eine Kastration zu empfehlen.
Geburt und Geburtsstörungen
- Physiologie der Geburt – Die durchschnittliche Trächtigkeitsdauer einer Hündin beträgt (61) – 63 – (65) Tage. Die beträchtliche Schwankungsbreite von 59-68 Tagen wird durch den Deckzeitpunkt, die Welpen- und Wurfgröße, sowie durch hormonelle Wechselwirkungen zwischen Mutterhündin und Welpen verursacht.Ein zuverlässiger Parameter für die nahende Geburt stellt der Verlauf der Körpertemperatur dar. 8-10 Tage vor der Geburt fällt die Temperatur auf 38°C (hypo-therme Phase).Durch die Zurückbildung des Gelbkörpers einen Tag vor der Geburt kommt es zum plötzlichen Temperaturabfall auf 37°C.
- Geburtsablauf
- Öffnungsphase: Dem abrupten Temperaturabfall folgt ein rascher Temperaturanstieg. Dieser kennzeichnet den Geburtsbeginn. Die Hündin wird unruhig, sie hechelt vermehrt, baut ein Nest und frisst schlecht oder gar nicht. In dieser 6-12 Stunden dauernden Phase weitet sich der Muttermund und es kommt zur Verflüssigung des Schleimpfropfes.
- Austreibungsphase: Tritt der erste Welpe in den Muttermund ein, kommt es durch die Dehnung zur reflektorischen Auslösung der Bauchpresse. Die ersten Presswehen werden sichtbar. Die Geburtsintervalle betragen in der Regel 15- 30 min-(2 h). Ist die Geburt des letzten Welpen bereits mehr als 2-3 Stunden her, sollte man einen Tierarzt aufsuchen. Durch die Anstrengung der Geburt steigt die Temperatur an. Eine komplikationslos ablaufende Geburt dauert ca. 12 Stunden.
- Geburtsstörungen – Wichtige Kriterien sind:
- Eine verlängerte Trächtigkeitsdauer (mehr als 72 Tage = Übertragen) ist meist auf eine Einfrüchtigkeit zurückzuführen.
- Auch massive Verzögerungen des Geburtsablaufes stellen eine häufige Todesursache der Welpen dar. So sollte man den Tierarzt aufsuchen, wenn die Geburt 24 Stunden nach der Öffnungsphase noch andauert, wenn seit der Geburt des letzten Welpen mehr als 2-3-(4) Stunden vergangen sind. Meist werden diese Verzögerungen durch Lage-/ Stellungs-/ Haltungsanomalien oder Missbildungen der Welpen verursacht. Aber auch Erschöpfung des Muttertieres und Gebärmutterüberbeanspruchung sind häufig Ursache für Geburtsstockungen.
- Kommt es trotz intensiver Bauchpresse (länger als 30 Minuten) nicht zum Ausstoßen eines Welpen, werden die Presswehen durch eine zu große Frucht oder durch Fehllagerungen blockiert.
- Ist das Fruchtwasser vor der Geburt des ersten Welpen schon grünlich, ist das Überleben der Welpen gefährdet oder sie sind bereits tot. Gebärmutterriss, Gebärmutterdrehung, Fettleibigkeit können Ursache sein.
- Blutig stinkender Scheidenausfluss kann durch Verletzungen oder bakterielle Infektionen entstehen.
- Ein schlechter Allgemeinzustand mit Fieber, Apathie, starken Bauchschmerzen, übermäßigem Hecheln, Muskelzittern und Vernachlässigung der Welpen können durch eine Gebärmutterdrehung verursacht sein. Das Tier muss unbedingt einem Tierarzt vorgestellt werden.
- Untersuchungsmöglichkeiten – Durch das Einführen eines oder zweier Finger (Vaginale Palpation) kann zunächst die Weite, der Erschlaffungsgrad und die Feuchtigkeit der Scheide beurteilt werden. Durch vorsichtiges Reiben am Scheidendach kommt es zum reflektorischen Auslösen der Presswehen. Sind die Presswehen kräftig, aber die Geburt geht trotzdem nicht voran, liegt eine Störung vonseiten der Frucht vor.Der Tierarzt kann mit Hilfe eines Scheidenspekulums (Vaginoskopie)den Öffnungsgrad des Muttermundes und eingetretende Fruchtteile beurteilen.Das Röntgen sollte immer in zwei Ebenen erfolgen, um genaue Aussagen treffen zu können. Beim Röntgen können die Geburtsreife (Verknöcherung der Hand- und Fußwurzelknochen), Geburtshindernisse (Lageanomalien, Missbildungen ausgehend von der Frucht) und emphysematöse Veränderungen (abgestorbene aufgegaste Welpen) sichtbar gemacht und beurteilt werden.Mit dem Ultraschall wird die Herzfrequenz gemessen und so die Vitalität der Welpen beobachtet.
- Geburtshilfliche Maßnahmen – Hat die Hündin noch keinen Welpen geboren und ist sie bei gutem Allgemeinbefinden so kann noch etwas abgewartet werden. Liegen jedoch Unregelmäßigkeiten von Seiten des Muttertieres (Fieber, schlechtes Allgemeinbefinden) oder der Früchte (Ultraschall kann keine oder kaum Herztöne messen) vor, ist immer sofort ein Kaiserschnitt durchzuführen.Ist bereits ein Welpe geboren und liegt eine sekundäre Wehenschwäche (Erschöpfung des Muttertieres) vor, versucht man durch eine Oxytocingabe die Geburt fortzuleiten.Auf jeden Fall sollte man einer Hündin während der Geburt kleine energiereiche Happen (Traubenzucker, Honig) zur Verfügung stellen. Ist diese Behandlung (Oxytocin) erfolglos oder liegt eine Fehllagerung der Welpen vor, ist ebenfalls ein Kaiserschnitt durchzuführen.
- Oxytocingabe – Oxytocin gehört nur in die Hand eines Mediziners. Der Missbrauch dieses Medikamentes ist weit verbreitet. Bei unkontrollierter Gabe kann es schnell zu Gebärmutterrissen kommen. Wie kommt es dazu? Das Hormon Oxytocin greift an den Muskelzellen der Gebärmutter an und verursacht dadurch eine Kontraktion (ein Zusammenziehen).Liegt jetzt ein Welpe falsch und versperrt den Geburtsweg presst die Gebärmutter immer wieder dagegen an. Irgendwann ist der Druck und die Kraft so groß, dass es zum Platzen kommt. Die Hündin verblutet nach innen.
Anatomie und Physiologie des männlichen Geschlechtsapparates
Die paarig angelegten Hoden liegen in einer Ausstülpung der Bauchhöhle im Zwischenschenkelspalt. Sie sind sowohl Produktionsort von Keimzellen (Spermien) und Hormonen (Testosteron).
Der Nebenhoden wird durch den 5-8 Meter langen Nebenhodenkanal gebildet. Hier erfolgt die Reifung und der Transport der Spermien.
Mit Hilfe eines Muskels können der Hoden und der Nebenhoden bei Temperaturschwankungen an den Körper herangezogen (Erwärmung) oder von ihm fortgelassen (Abkühlung) werden.
Der Samenleiter zieht zusammen mit Gefäßen, Nerven und Muskel durch den Leistenkanal. An seiner Mündung in die Harnröhre befindet sich die Samenleiterampullendrüse.
Diese produziert zusammen mit der Prostata ein Sekret, das gemeinsam mit den Spermien das Ejakulat bildet. Die Prostata liegt der Harnröhre auf und umfasst sie.
Der Penis des Rüden enthält einen Penisknochen, der wichtig für den Begattungsakt ist.
Hodenabstieg und Kryptorchismus
Embryonal sind die Hoden am hinteren Nierenende angelegt. Zur Geburt befinden sie sich am mittleren Leistenspalt. Der Hodenabstieg beginnt am 3.-10. Tag. Zum Ende des zweiten Lebensmonats liegen die Hoden normalerweise im Hodensack. Wichtig ist, dass die Hoden bis zum Eintritt der Pubertät spontan in den Hodensack zurückgezogen werden können.
Erfolgt der Hodenabstieg unvollständig spricht man von Kryptorchismus (Verborgenhodigkeit).
Beim Kryptorchismus liegen einer oder beide Hoden in der Bauchhöhle oder im Leistenspalt. Die im Bauch liegenden Hoden produzieren keine Spermien, da die Temperatur zu hoch ist. Die Hormonproduktion läuft allerdings ungestört ab. Rüden mit Kryptorchismus neigen zu tumeröser Entartung der Hoden (ab dem 8. Lebensjahr). Außerdem können betroffene Hunde vermehrt boshaft sein. Kryptorchismus wird meist vererbt.
Anatomisch ist er durch einen zu engen Leistenkanal, zu große Hoden, Verklebungen oder durch einen zu kurzen Samenstrang bedingt. Betroffene Rüden sind umgehend von der Zucht auszuschließen.
Entzündungen
- Hodengewebsentzündung (Orchitis) – Eine Orchitis ist meist Folge eines Traumas oder einer hämatogenen Infektion. Häufige Infektionserreger sind Bakterien, wie Staphylokokken, Streptokokken oder Coli-Keime.Eine Deckinfektion stellt die Hundebrucellose dar. Typische Entzündungssymptome, z.B.: Schwellung, Wärme, Schmerzhaftigkeit, Fieber und gestörtes Allgemeinbefinden können auftreten. Nach hämatogenen (auf dem Blutweg) Infektionen ist meist mit einer irreversiblen Unfruchtbarkeit zu rechnen.
- Präputiumentzündung (Präputialkatarrh) – Diese Erkrankung kann ganz unterschiedliche Grade erreichen. Sie wird beim Rüden jedes Altes beobachtet. Das gelblichgrüne ständig tropfende Sekret ist meist Ärgernis eines jeden Rüdenbesitzers. Therapeutisch ist diese Erkrankung kaum zu beeinflussen. Spülungen verschaffen meist nur vorübergehende Besserung.
- Prostataentzündung (Prostatitis) – Das stark gestörte Allgemeinbefinden mit Fieber, Inappetenz, Bewegungsunlust, abtropfen von eitrigem Exsudat (Ausfluss) aus dem Penis ist bakteriellen Ursprungs. Antibiotika stellen hier die Therapiemöglichkeit dar.
Missbildungen
Mit Entwicklungsstörungen der Samenkanälchen, verringerter Hodengröße und weicher Hodenkonsistenz ist die angeborene Kleinhodigkeit verbunden. Die Deckfreudigkeit und die Begattungsfähigkeit sind meist ungestört.
Zunächst gesunde funktionstüchtige Hoden können sich nach einer Verletzung oder Entzündung verkleinern (Hodenatrophie). Die Schädigung kann vorübergehend oder bleibend sein. Die Deckfreudigkeit ist meist ungestört.
Am Präputium kann es zu Verengungen der Vorhaut (Phimose) kommen.
Tumore
Von einem Prostatatumor sind ältere Tiere betroffen. Dieser Tumor zeigt ein stark infiltratives Wachstum in die Harnblase und Harnröhre. Da er häufig zu spät erkannt wird, sind bereits Metastasen in Lunge, Lymphknoten und in den Lendenwirbeln zu finden. Die Prognose ist sehr schlecht. Eine Kastration kann vorübergehende Besserung schaffen.
Zwischenzelltumor, Seminome und der Sertolizelltumor sind Entartungen des Hodengewebes.
Der Sertolizelltumor verursacht durch eine vermehrte Östrogenbildung eine Feminisierung (Verfraulichung) des betroffenen Rüden.
Gutartige Prostatavergrößerung
Diese meist mit Verstopfung und schmerzhaften Stuhldrang einhergehende symmetrische Vergrößerung der Prostata tritt häufig bei älteren Rüden auf. Hormonveränderungen verursachen diese gutartige schmerzlos palpierbare Umfangsvermehrung. Eine Kastration stellt hier die Behandlungsmethode der Wahl dar.
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Auch ein Problem bei Schlittenhunden
Die generalisierte Progressive Retina Atrophie (gPRA, bezeichnet ein fortschreitendes Absterben der gesamten Netzhaut des Auges) ist eine erblich bedingte Augenerkrankung, die viele Hunderassen betrifft. Es ist ein kontinuierlich fortschreitendes Augenleiden, welches im Endstadium immer zur Erblindung des Hundes führt. Die PRA ist nicht behandelbar oder heilbar. Die Krankheit kommt bei vielen Rassehunden und Mischlingen vor.
Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wurde die Erkrankung erstmals in Europa beim Gordon Setter beschrieben und stellt heute in vielen Hunderassezuchten ein großes Problem für den Züchter dar.
Die PRA ist eine Erkrankung der Netzhaut (Retina). Die Netzhaut ist jene mehrschichtige Struktur im Augenhintergrund, die mit Hilfe von Sehsinneszellen die Lichtstrahlen empfängt und diese über verschiedene Nervenzellen und -fasern über die Sehbahn zum Gehirn weiterleitet.
Diese sogenannten Photorezeptorenzellen nehmen das durch die Augenlinse gebündelte Licht und verwandeln es durch eine Reihe von chemischen Reaktionen in elektrische Nervensignale. So werden die Signale der verschiedenen Nervenzellen der Retina über den Sehnerv zum Gehirn weitergeleitet und dort zu einem wahrnehmbaren Bild verarbeitet.
Die Stäbchen sind spezialisiert auf die Signalaufnahme im Dämmerlicht. Die Zapfen sind zuständig für die Verarbeitung des Tageslichts und für das Farbensehen.
1. Symptome der Erkrankung
Alle Hunderassen weisen die gleichen Krankheitsmerkmale auf. Am Anfang fällt eine zunehmende Dämmerungsschwachsichtigkeit (Verlust der Anpassung des Sehvermögens an das Dämmerlicht) und Nachtblindheit auf. Der Hundebesitzer bemerkt, dass sein Hund bei Dunkelheit vorsichtiger geht, was besonders in fremder Umgebung deutlich auffällt. In bekannter Umgebung (Zwinger, Auslauf) verhält sich der Hund dagegen ganz normal. Mit langsamem Fortschreiten der Erkrankung bemerkt der Besitzer die weiten, großen Pupillen des Hundes und das Durchscheinen eines grünlich leuchtenden Reflexes.
Später verschlechtert sich das Tagsehen. Dies ist bei den Hunden am unsicheren Verhalten in der normalen Umwelt erkennbar. Zur gleichen Zeit kommt es zu einer Erweiterung der Pupillen, welche durch eine verstärkte Lichtreflexion der reduzierten Retina im Innern des Auges verursacht wird.
Oft verändert sich zusätzlich die Augenlinse, sie trübt ein und wird undurchsichtig.
Der entstandene Katarakt beschleunigt die Erblindung und kompliziert den Verlauf. Der Hund findet sich in seiner gewohnten Umgebung gut zurecht, wird aber in fremder Umgebung unsicher und stößt an Gegenstände an.
2. Beginn der Erkrankung
Es gibt verschiedene Formen der gPRA. In den einzelnen Rassen unterscheiden sie sich durch einen differierenden Krankheitsbeginn und die Progressionsrate (Krankheitsdauer vom Beginn der Krankheit bis zur Blindheit). Zu den Hunderassen, bei denen ein früher Erkrankungsbeginn zu beobachten ist, zählen der Collie, Irish Setter, norwegischer Elchhund und der Zwergschnauzer.
Bei diesen Rassen wird die Erkrankung durch die veränderte oder gehemmte Entwicklung der Sehzellen in der Netzhaut verursacht. Die Ursache dieser Netzhautdegeneration liegt in einem Gendefekt. Die Lokalisation des Gendefektes ist aber bei den verschiedenen Hunderassen unterschiedlich, so dass die Erkrankung bei dem einen schon mit 12 Wochen (frühe Form der PRA), bei den anderen erst mit 3 – 6 Jahren (späte Form der PRA) auftritt. Einen späterer Krankheitsbeginn tritt bei Zwergpudeln, englischen und amerikanischen Cocker Spanieln, Labrador Retrievern, Siberian Husky, Samojeden und Hounds auf.
gPRA-Anlagenträger dieser Rassen sieht man in ihrer frühen Entwicklung die Erkrankung nicht an. Sie scheinen symptomfrei und es kommt erst nach der Fortpflanzungsreife zu einer Entwicklung der Erkrankung.
3. Diagnose
Die Diagnose „PRA“ wird im Rahmen einer tierärztlichen Augenuntersuchung gestellt. Mit Hilfe von entsprechenden Augentropfen werden die Pupillen des Hundes erweitert und anschließend die Netzhaut mit einem augenärztlichen Instrument, dem indirekten Ophthalmoskop, untersucht.
Der untersuchende Tierarzt sieht bei den verschiedenen Formen der PRA folgende Veränderungen:
a) erhöhte Reflexion des Fundus (die Innenseite des Augenhintergrundes, der Netzhaut anliegend),
b) verminderter Durchmesser und Verzweigungen der retinalen Blutgefäße,
c) Schrumpfung des sichtbaren Bereiches des optischen Nervs (nervöse Verbindung der Netzhaut zum Gehirn).
Der Krankheitsbeginn ist spezifisch für die verschiedenen Rassen. Wenn ein Hund die vorgenannten Veränderungen zeigt, ist es ein sicherer Hinweis, dass er in einem absehbaren Zeitraum seine Sehkraft einbüßen wird.
Mittels Elektroretinogramm (ERG) kann die Diagnose untermauert werden. Dabei werden die elektrischen Ströme gemessen, die von der Netzhaut ausgehen, wobei der Hund aber in Narkose gelegt werden muss.
Bei Hunden, die an PRA erkrankt sind, sind die Signale des ERG’s stark verringert bzw. ausgelöscht. Mittels des ERG ist man in der Lage, eine frühe Diagnose zu stellen oder spezifische PRA-Formen zu erkennen, bevor klinische Merkmale offensichtlich sind. Um das Elektroretinogramm richtig auswerten und interpretieren zu können, ist eine genaue Kenntnis des Krankheitsbeginns und -verlaufs der einzelnen Rassen nötig. Dadurch ist eine Zuordnung der PRA-Dysfunktionen möglich.
Aus dem Gesagten leitet sich einher, dass mit der Untersuchung nur Tierärzte betraut werden sollten, welche sich auf Augenerkrankungen des Hundes spezialisiert haben. Wichtig zu wissen ist, dass die PRA medikamentell nicht aufzuhalten ist. Deshalb wird von den Zuchtvereinen empfohlen, Zuchttiere vor der Belegung einer Vorsorgeuntersuchung auf erhebliche Augenerkrankungen zu unterziehen, um die Erkrankung durch Selektion zu bekämpfen.
4. Mein Hund hat PRA – wie weiter?
Als Besitzer ist es wichtig zu wissen, dass der Hund bei der langsamen Degeneration der Netzhaut keine Schmerzen hat. Durch das langsame Fortschreiten der Erkrankung hat das Tier genügend Möglichkeiten, sich an das immer schlechter werdende Sehen zu gewöhnen und sich mehr auf seine anderen Sinnesorgane (Nase, Ohren) zu verlassen.
Da ein Hund von vorneherein sowieso mehr in einer Geruchswelt lebt, was heißt, dass er die Umwelt mehr über die Nase wahrnimmt, muss das langsame Erblinden seine Lebensqualität nicht maßgeblich verschlechtern.
Der Besitzer hat die Verantwortung, die Umgebung des Hundes nicht zu verändern. Die Zuordnung im Zwinger oder Mobiliar in der Wohnung, alles sollte an seinem Platz bleiben. Beim Spazierengehen bzw. Trainieren sollte man die bekannten Strecken wählen, an unbekannten Orten ist die Leine die Sicherheitsverbindung zum Besitzer, um den Hund vor kritischen Situationen zu schützen. Beim Laufen im Gespann sollte man den Hund durch permanente Ansprache auf Unwegsamkeiten hinweisen.
Bevor man den Hund berührt, sollte man ihn ansprechen, damit er sich nicht erschreckt. Aus diesem Grund sollten Kleinkinder und andere Hunde nur unter Aufsicht (außer der Hund lebt in seiner vertrauten Rudel- oder Zwinger-Gemeinschaft) des Besitzers vorsichtig mit dem blinden Hund in Kontakt bringen. Verhält er sich unsicher, weil ihn die Situation überfordert, ist es besser, den Kontakt abzubrechen, um eine aggressive Reaktion zu vermeiden.
So versorgt kann ein blinder Hund in der Familien- oder Zwinger-Gemeinschaft noch viele Jahre gut leben.
5. Vererbung
Bis auf eine Ausnahme ist die gPRA in allen Hunderassen nach dem derzeitigen Erkenntnisstand eine autosomal rezessiv vererbte Krankheit.
Das heißt, dass ein erkrankter Welpe eine defekte Gen-Kopie sowohl vom Vater und der Mutter bekommen muss, also beide Elternteile eines erkrankten Tieres eine defekte Gen-Kopie oder selbst an gPRA erkrankt sind. Da erkrankte Hunde zwei defekte Gen-Kopien besitzen, sind alle Nachkommen eines an gPRA erkrankten Hundes wiederum Träger einer defekten Gen-Kopie.
Rezessive Vererbung durch Trägertiere eines Wurfes heisst somit:
- Es gibt freie Tiere, welche von den Eltern (beide sind Trägertiere mit einem gesunden und einem kranken Gen) zwei gesunde Gene erhalten haben.
- Es gibt Trägertiere, die von den Eltern ein gesundes und ein krankes Gen vererbt bekommen haben. Diese Hunde erblinden nicht, da durch das gesunde Gen die Sehfunktion aufrecht erhalten bleibt. Während einer tierärztlichen Untersuchung der Augen sind die Tiere unauffällig, vererben aber das defekte Gen unerkannt an einen Teil der Nachkommenschaft.
- Außerdem gibt es Merkmalsträger, welche von den Elterntieren je ein defektes Gen vererbt bekommen haben. Diese Hunde erblinden und geben, kämen sie zum Zuchteinsatz nur defekte Gene an alle Nachkommen weiter.
Die PRA wird bei Schlittenhunden (Siberian Husky, Samojede, Hounds ) x-chromosal vererbt. Das heißt, dass die männlichen Nachkommen von an gPRA erkrankten Müttern auf jeden Fall ein defektes x-Chromosom erben. Da die männlichen Tiere kein zweites x-Chromosom sondern ein y-Chromosom in ihrer Erbanlage besitzen, welches den Defekt nicht ausgleichen kann, werden diese Nachzuchten stets erkranken.
Hündinnen mit einem defekten x-Chromosom vererben den Gendefekt und damit verbunden die Erkrankung mit 50%iger Wahrscheinlichkeit an die männliche Nachzucht weiter . Weibliche Nachkommen an XPRA erkrankter Mütter und Väter sind als sichere XPRA Träger zu betrachten.
In der Schlittenhundepopulation (ob mit Papieren oder ohne) fällt die Häufigkeit der beschriebenen Augenerkrankung auf.
Was heißt dies? —- eine Vielzahl von Trägertieren!
Gerade bei den Hounds, wo für den züchterischen Einsatz mehr Leistungskriterien eine Rolle spielen und keine Augenuntersuchung gefordert ist, sollten sich die Züchter ihrer über nommenden Verantwortung bewusst sein.
Es muss beim Zuchteinsatz darauf geachtet werden, dass nicht mit Hunden gezüchtet wird, bei denen diese Erkrankung diagnostiziert wurde.
Unsicherheit und vermindertes Leistungsvermögen finden manchmal dort die Begründung. Sicher fühlt sich ein Hund, der in Teamposition läuft, innerhalb des Gespanns gut eingebunden und eine beginnende Nachtblindheit fällt wegen der wenigen Nachläufe im Schlittenhundesport nur selten auf. Augenscheinlich aber ist, dass es innerhalb bestimmter Linien zur Häufung der Erkrankung kommt.
Stomoxys calcitrans
Jeden Sommer in den Monaten Juli, August und auch noch im September, kann man quer durch Deutschland in fast allen Schlittenhundehaltungen das gleiche klinische Bild beobachten. Etwa 1/3 der gehaltenen Hunde weisen Veränderungen an den Ohren auf. Entweder sind bei den stehohrigen Hundetypen der Ohrspitzenbereich betroffen, oder bei den schlappohrigen Typen der Bereich der Ohrfalte.
Die Hunde weisen in den veränderten Ohrbezirken verschorfte, verkrustete oder haarlose Stellen auf. Sie sind unruhig, kratzen sich und es gibt Sekundärinfektionen. Verursacher dieser Veränderungen sind Stechfliegen, die der Unterfamilie Stomoxyinae zugeordnet werden.
Die der Gattung Stomoxys angehörenden Stomoxys calcitrans (LINNAEUS, 1758) zugehörende Fliege wird auch als Wadenstecher bezeichnet. Sie ist eine etwa 4 – 7 mm lange, weltweit verbreitete standorttreue, mit dem Menschen lebende Fliege mit einem waagerecht abstehenden Stechrüssel und grauschwarz geflecktem Abdomen. Die Flügel stehen im großen Winkel vom Körper ab.
Sie kommt vor allem in Stallungen, besonders in Rinderställen, vor, hält sich in der warmen Jahreszeit im Freien auf und dringt vor allem im Herbst in menschliche Wohnungen ein. Sie wird als wirtstreue Fliege beschrieben, die in Europa vor allem Rind und Pferd, aber auch den Menschen befällt. Unsere Untersuchungen in verschiedenen Hundezwingern in ganz Deutschland haben gezeigt, dass auch Hunde, in unserem Fall insbesondere Schlittenhunde, zum Wirtsspektrum von Stomoxys calcitrans zählen.
Beide Geschlechter von Stomoxys calcitrans nehmen Blutnahrung auf Die Blutaufnahme dauert etwa 3 – 4 Minuten; dabei wechseln die Fliegen jedoch mehrfach die Stichstellen. Bevorzugte Stichstellen sind im Gegensatz zu anderen Wirtstieren beim Hund eindeutig die Ohren. Bei dicht behaarten nordischen Typen wählen die Fliegen die Ohrspitzen, weil sie dort am leichtesten durch die kurze Behaarung und die weiche Haut die kleinen Blutgefäße zur Nahrungsaufnahme erreichen (Arteria und Vena auricularis und ihre Äste).
Bei den schlappohrigen Hundetypen erfolgt die Nahrungsaufnahme im Bereich des Ohrknicks oder der Ohrfalte. In diesem Areal ist die Haut sehr weich, die Blutgefäße verlaufen direkt unter der Haut und die Beweglichkeit des Ohres ist eingeschränkt. Der schlappohrige Hundetyp kann die Fliegen an den Ohrspitzen durch Schütteln leichter abwehren, aus diesem Grund plazieren sich die Fliegen auf der Ohrfalte.
Die Legerate der weiblichen Fliegen wird mit 600 – 800 Eiern angegeben. Die Eier werden nach mehreren Blutmahlzeiten in Gelegen von 60 – 100, maximal 270 Eier/Gelege abgesetzt. Das Temperaturoptimum der ausgewachsenen Fliegen liegt zwischen 27 – 30 Grad C. Über 42 Grad C und unter 10 Grad C werden die Wadenstecher inaktiv. Bevorzugte Brutplätze und Medien sind Haaransammlungen, faulende Pflanzenstoffe, sowie Stroh- oder Heureste, aber auch Futterreste eignen sich, ebenso Kot-Erde-Gemische. Die Larven benötigen für ihre Entwicklung ein Temperaturoptimum von 22 – 28 Grad C. Die Entwicklungszeit wird durch äußere Einflüsse mitbestimmt und dauert zwischen 14 und 37 Tagen.
Die Überwinterung der Fliegen erfolgt hauptsächlich im Puppenstadium, es kann aber auch Überwinterungen von mobilen erwachsenen Fliegen geben, wenn die Temperaturen über 9 Grad C liegen. ie Lebensdauer der Stomoxys calcitrans schwanken zwischen 14 und 70 Tagen.
Worin liegt die Bedeutung oder Schadwirkung der Fliegen:
- in einer hochgradigen Belästigung der Hunde (Tiere sind unruhig, nervös),
- in einer Übertragung von Krankheitserregern,
- in ihrer Eigenschaft als Zwischenwirt für Würmer.
Stomoxys calcitrans bringen ihren Wirten schmerzhafte Stiche bei und entziehen ihnen bei Massenbefall nicht unerhebliche Blutmengen. Die täglichen Nahrungsmengen werden für Stomoxys calcitrans mit 16,5 mg Blut beim Weibchen und 9,5 mg beim Männchen angegeben, die in 2 “Mahlzeiten” aufgenommen werden.
Bei der Verschleppung von Krankheitserregern in Form von Viren, Bakterien, Pilzen und auch protozoären Erregern kommt Stomoxys calcitrans eine nicht unerhebliche Rolle zu, so kommen z. B. E. coli. Salmonellen, Listerien, Borrelia-Spezies u. a. durch die Stechfliegen übertragen werden.
Eine entscheidende Rolle spielt die wirksame Bekämpfung der Fliegenpopulation. Einerseits zielt sie auf die Vernichtung der ausgewachsenen Fliege, andererseits muss den Entwicklungsstadien die Brutstätte genommen werden. Eine gute Haltungshygiene ist eine wirksame Schutzmaßnahme zur Verringerung der Fliegenpopulation.
Eine Bekämpfung ist durch eine gute Beobachtung möglich. Als wirksame Ektoparasitenmittel empfehlen sich die Pyrethrine bzw. Pyrethroide, wie Permethrin und Cypermethrin.
Für den Hund steht als permethrinhaltiges Medikament “Ex-spot” von der Firma Essex zur Verfügung. Damit kann man die Ohrspitzen mit 1-2 Tropfen beträufeln, muss dies aber im etwa 7-tägigen Abstand wiederholen (Fliegenpopulation beobachten). Wirksam ist ebenfalls “Wellcare Emulsion für Pferde”, auch auf Permethrinbasis, welche auf die Ohrspitzen oder die Ohrfalte gestrichen wird, aber ebenso wie “Exspot” etwa alle 7 Tage neu verwendet werden muss.
Ein weiteres permethrinhaltiges Präparat ist Stomoxin MO(Essex). Die größte Wirkstoffkonzentration findet sich in “Exspot” für Hunde. Wichtig beim Einsatz von Ektoparasitenmitteln ist, dass bei ersten Anzeichen einer Resistenz die vorgeschriebene Dosierung des eingesetzten Mittels nicht erhöht oder der Zeitraum zwischen aufeinanderfolgenden Bekämpfungsaktionen nicht verkürzt wird. Dadurch wäre die Resistenz nicht zu brechen, sondern ihre Entwicklung wird gefördert.
Verletzung bei Schlittenhunden im Pfoten-, Gelenks- und Muskelbereich und Möglichkeiten der Versorgung
1. Verletzungen im Bereich der Pfoten
1.1. Krallen
Die Krallen des Schlittenhundes können reißen oder brechen. Liegen oberflächliche Einrisse in Längsrichtung der Krallen vor, können diese mit Superkleber verklebt werden.
Kommt es zu einem Bruch der Kralle oder zu einem Querriss, ist die Kralle an der Bruchstelle abzuschneiden und die auftretende Blutung mittels geeigneter Medikamente (z B Lotagenlösung) zu desinfizieren und die Blutung zu stillen (ebenfalls Lotagenlösung, Gelaspon oder Elektrokauter u.ä.).
Bakterielle Infektionen im Krallenbereich können eine Nagelbettentzündung auslösen. Badungen mit WasserstoffperoxidIösung oder Kaliumpermanganat sowie eine antibiotische Salbenbehandlung erscheinen sinnreich.
1.2. Ballen und Zwischenzehenbereich
Durch Bildung von Eisklümpchen kommt es im Zwischenballenbereich zum Verlust der schützenden Behaarung und einer beginnenden Entzündung. Scharfkantiges Eis und harte Trails können zu Minitraumen in diesem sehr sensiblen Bereich führen, die dann ebenfalls in einer Infektion enden können.
Sinnreich ist die Verwendung von Lebertranzink- oder Betaisadonasalbe mit oder ohne Antibiotika- bzw. Dexamethasonzusatzen
Es liegt in der Verantwortung des Mushers, die Trailbeschaffenheit vor dem Lauf zu überprüfen, um über die Notwendigkeit des Einsatzes von Booties zu entscheiden. Ebenso ist es wichtig, die Pfoten nach dem Lauf auf mögliche Abschürfungen oder Miniverletzungen zu untersuchen.
Großen Einflussauf die Gesundheit der Ballenhaut hat eine optimale Fütterung. Empfehlenswert ist die Behandlung der Ballen vor dem Training oder Rennen mit entsprechenden Pfotenfetten.
Sollte es zu einer Verletzung der Ballenhaut kommen, gibt es die Möglichkeit, kleine Defekte durch Verwendung von Moskin und einen Bootie zu schützen.
1.3. Mittelfußknochen
Durch Überlastung kann es eher bei Sprinthunden zur Ermüdungsfraktur des 3. oder 4. Mittelfußknochens kommen. Der Hund lahmt stark, und gehört in die Hand des Tierarztes. Ehe eine Behandlung möglich ist, sollte der betroffene Fuß ruhiggestellt werden. Das Trauma schädigt nicht nur den Knochen, sondern beschädigt gleichfalls die umgebenen Weichteile wie Haut, Nerven, Sehnen, Gefäße und Muskelansätze bzw. Bei einer Fraktur im Gelenkbereich den Knorpel und die Bänder.
2. Gelenke
2.1. Mittelfußgelenk
Stauchungen und Zerrungen im Bereich des Mittelfußgelenkes nach laufen im Tiefschnee oder treten in ein Schneeloch ist eine häufiger auftretende Verletzung des Middle Distance und Longtrailhundes. Ebenso betroffen sein können Sprinthunde bei sehr harten festen Trails und Hunde, die ungenügend trainiert sind oder zu jung im Training eingesetzt werden. Die Behandlung erfolgt mit Algyval oder Kühlgel. Günstig ist eine Bandage anzulegen, wobei darauf zu achten ist, dass die ganze Pfote eingebunden wird, um so Stauungen zu vermeiden Der Verband sollte mindestens 4 Stunden angelegt bleiben. Physiotherapeutische Maßnahmen wie der Einsatz eines Softlasers sollten dem Renntierarzt vorbehalten bleiben.
Neben Zerrungen der Bänder und Sehnen kann es nach schweren Traumen zu Einrissen der Gelenkkapsel kommen. In solchem Falle sollte als erste Maßnahme ebenfalls ein Verband angelegt und der Renntierarzt hinzugezogen werden.
2.2. Ellbogen
In seltenen Fällen kann es zu einer Luxation des Ellbogengelenks ohne Zerreißung aller Gelenkbänder kommen.
Verletzungen dieser Art gehören in die Hand des Tierarztes, um eine entsprechende Behandlung zu gewährleisten.
2.3. Schulter
Bei den Schulterverletzungen muss man unterscheiden in Verletzungen des Schultergelenkes, des Schulterblattes und Verletzungen der umgebenen Muskulatur, Sehnen und Bänder. Bei Schlittenhunden kann es durch Überlastung zu einer Entzündung des Schleimbeutels der Bicepssehne kommen Der Hund lahmt, beugt oder streckt man die Extremität zum Schultergelenk hin, äußert der Hund Schmerz. Durch das Laufen in Tiefschnee oder wiederum treten in ein Schneeloch, kann die Schultermuskulatur Zerrungen oder auch Muskelfaserrisse erleiden.
Der Musher sollte im Falle einer Zerrung die verletzte Schulter des Hundes mittels Wärmflasche oder Decke warmhalten. Als Einreibung empfiehlt sich ein durchblutungsförderndes, entzündungshemmendes Medikament. Verletzungen des Schulterblattes bzw. des Schultergelenkes bedürfen immer einer tierärztlichen Betreuung.
2.4. Wirbelsäule
Durch den Einfluss schwerer Traumen (z.B. Mitschleifen eines Hundes nach Gespannverlust) kann es zu Verletzungen im Bereich der Wirbelsäule in Form von Frakturen, Quetschungen u ä. kommen.
Der Hund muss ruhig gelagert werden (Schock beachten) und gehört in die Hand des Tierarztes.
Durch Überbelastung, ungenügende Erwärmung oder zu wenig Training kann sich die Lendenmuskulatur verspannen. Der Hund sollte massiert mit geeigneten Sportölen (Algyval, Viol aktiv, Körpermassageöl) werden. Vor einer erneuten Leistungsanforderung ist eine entsprechende Erwärmung des Hundes durchzuführen. Verweigert der Hund trotz der durchgeführten Maßnahmen und ist weiterhin stark verspannt, muss das Tier einem Tierarzt vorgestellt werden.
2.5. Knie
Ein auftretendes Trauma des Kniegelenks sind Bissverletzungen mit Eröffnung der Gelenkkapsel oder Risse des Kreuzbandes. Es sind fast immer Unfallverletzungen und ihre Behandlung gehört in die Hand des Tierarztes.
2.6 Sprunggelenk
Luxationen dieses Gelenkes treten durch Bänderrisse, Abrissfrakturen oder Abscheren der mittleren oder seitlichen Bandansätze auf und müssen operativ behandelt werden.
3. Traumen von Sehnen und Muskeln
3.1. Archillessehnenabriss
Entweder reißt die Sehne im Muskel aus oder vor oder im Ansatz am Fersenbein. Bei Schlittenhunden passiert dies besonders bei Longdistancehunden als Ermüdungserscheinung der Sehne. Der Hund tritt durch, es ist keine Stabilität im Sprunggelenk mehr vorhanden.
Die Therapie besteht in einer Operation. Außerdem können Schnittverletzungen die Sehne durchtrennen, die dann ebenfalls operativ verbunden werden muss.
3.2. Riss des Muskel gracilis
Bei aktiven Rennhunden kann durch einen teilweisen Riss des Muskel gracilis eine eigroße Schwellung an der Innenseite des Oberschenkels auftreten. Bei entsprechender Schonung füllt sich der Riss mit Narbengewebe aus. Wird der Hund wieder im Training oder im Rennen eingesetzt, besteht bei zu kurzem Pausieren die Gefahr des erneuten Auftretens.
Die Leistungsphysiologie sportlich eingesetzter Schlittenhunde oder Wagenrennen aus tierärztlicher Sicht
Die Leistungsphysiologie untersucht die Lebensfunktionen unter den Bedingungen des sportlichen Einsatzes im Training und beim Rennen.
Die Leistungsfähigkeit eines Schlittenhundes ergibt sich aus verschiedenen Einflussgrößen, die als Folge Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer bedingen und ihre Gesamtheit als Ergebnis zur Rennleistung führen.
Die Bewegungsdynamik entsteht aus einem Wechselspiel von Bewegungsabläufen, deren Prinzip in einer Verschiebung des Schwerpunktes nach vorn besteht, wobei der Impuls immer von einem Hinterbein ausgeht und über eine Gelenkstreckung zur Schubkraft führt. Die Vorderbeine wirken dabei als abfederndes Auffangsystem.
Zur Änderung der Geschwindigkeit können Hunde ihre Gangart ändern oder die Schrittfrequenz vergrößern. Um Muskelarbeit ohne größere Ermüdung durchführen zu können, muss Sauerstoff in ausreichender Menge zu den arbeitenden Muskeln gebracht werden. Der Weg, der dabei durchlaufen wird, heißt; Lunge, Blut, Muskeln.
Als Atemnot wird eine erschwerte Atmung bezeichnet, die dann auftritt, wenn der Muskelstoffwechsel hauptsächlich in Abwesenheit von Lungensauerstoff (anaerob) abläuft und dadurch der Organismus mit Milchsäure überschwemmt wird.
Die Atemnot kann durch Training und/oder Abnahme des Körpergewichtes gemindert werden. Das Hecheln des Hundes ist keine Atemnot.
Die Aufgabe des Blutkreislaufes ist neben anderen wichtigeren Abläufen auch die, laufend Stoffe für den Stoffwechsel bereitzustellen und die anfallenden Abbauprodukte abzutransportieren.
Den zentralen Motor für die Blutbewegung bildet das Herz, welches man sich als zwei Pumpen vorstellen muss, deren Hübe gleichzeitig (synchron) verlaufen. So ist das Herz in der Lage, sich gesteigerten Belastungen durch Erhöhung der Pumpleistung anzupassen.
Das Blut setzt sich aus Blutplasma, roten und weißen Blutkörperchen und Blutplättchen zusammen. Die Gesamtblutmenge eines Schlittenhundes beträgt etwa 1300 – 1850 ml, wobei dies etwa 1/13 – 1/14 des durchschnittlichen Körpergewichts entspricht. Anhand der Zahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) lässt sich die Stresstoleranz der Hunde ermitteln und die Eiweißversorgung über die Fütterung überprüfen.
So ist jeder Muskel als eine Maschine zu sehen, die die „chemische“ Energie aus der Nahrung in „mechanische“ Energie umwandelt. Muskelfasern sind die Grundelemente des Muskels. Auf Grund verschiedener Eigenschaften differenziert man in drei Fasertypen:
- Typ I (ST) – slow twitch – solche, die nur sehr langsam kontrahieren und ermüden
- Typ II B (FT) – fast twitch, die schnell kontrahierenden und schnell ermüdenden Fasern
- Typ II A oder FHT = fast twitch, der Übergangstyp
Hat der Hund seine Glykogenreserven (vorwiegend in der Leber und im Muskel vorkommendes Reservekohlenhydrat) verbrannt, bildet er die benötigte Energie aus Fettsäuren. Deshalb sollte die Energieversorgung vorrangig über Fette erfolgen.
Ein Teil der entstehenden Energie wird in Wärme umgewandelt. Aber nicht nur während der direkten Muskelarbeit entsteht Wärme, sondern auch noch gewisse Zeit danach bildet sich „Erholungswärme“, durch Oxidation der Milchsäure in Gegenwart von Sauerstoff, der dann wieder in ausreichender Menge verfügbar ist. Deshalb sollten nach dem Training oder Rennen den Hunden ausreichend Zeit gewährt werden, um ihre Körpertemperatur auf die normale Höhe zu bringen.
Schlittenhunde verfügen über hervorragende Möglichkeiten ihren Stoffwechsel der zu leistenden intensiven Lauf- und Zugarbeit anzupassen. Aber ist die Anpassung nicht unbegrenzt und ab einem gewissen Punkt entsteht Sauerstoffmangel, was heißt, dass die notwendige Energie nicht mehr unter Mitwirkung von Sauerstoff gewonnen werden kann. Allerdings wird dieser Punkt sehr spät erreicht. Die Fähigkeit, die Energie auch bei sehr hohem Bedarf unter Beteiligung von Sauerstoff (aerob) zu gewinnen, begründet auch die Leistungsfähigkeit und Ausdauer von Schlittenhunden.
Jeder Hund verfügt über eine „zentrale Ermüdung“, welche der muskulären Ermüdung vorgeschaltet und als Schutzfunktion zu sehen ist. Zu welchem Zeitpunkt dieser Schutzmechanismus einsetzt, wird durch individuelle Schwankungen geregelt und erklärt, warum es Unterschiede in Bezug auf „Härte“ oder „desire to go“ zwischen den Schlittenhunden gibt.
Sowohl beim Training oder beim Rennen, aber auch in der normalen häuslichen Umgebung sind Schlittenhunde Stress ausgesetzt, wobei zahlreiche Einflussfaktoren eine Rolle spielen. Ein eindeutiger Zusammenhang besteht zwischen Stress und Ermüdung, zwischen Temperaturregulation und Leistung, zwischen Verdauungsstörungen, Austrocknung und Stress.
Auch unabhängig von Umgebungstemperaturen kann ein Hund seine Körpertemperatur konstant halten. Die normale Körpertemperatur wird durch bestimmte Einflussgrößen, wie Tageszeit, Alter, körperliche Leistung, Futteraufnahme, bestimmten Schwankungen unterworfen. Will man die Körpertemperatur ermitteln, so misst man im After. Sie liegt im Durchschnitt zwischen 38° -38,5°C.
Jede Muskelkontraktion geht mit Wärmeentwicklung einher, die bestimmt wird durch die Intensität der geleisteten Arbeit, der zeitlichen Dauer der Belastung und der Umgebungstemperatur.
Die Temperaturregulation des Hundes erfolgt über eine erhöhte oder herabgesetzte Wärmebildung und über Abgabe von Wärme. Will der Hund die Wärmeabgabe steigern, erhöht er seine Atemfrequenz (= Hecheln) und bewirkt durch die heraushängende Zunge eine gesteigerte Verdunstung von Speichel und Schleim.
Sinn des Trainings ist es, alle an den Lauf- bzw. Zugleistung beteiligten Organsysteme an die geforderte Zugleistung anzupassen.
Kathy Frost hat einmal gesagt:
„Viele Musher sind schlechte Trainer, bevor man überlegt, wie man einen guten Hund bekommt, sollte man überlegen, wie man ein guter Trainer wird. Die Hunde, die ich besitze, sind hart und schnell, aber sie sind nicht alle gleich schnell. Es ist meine Aufgabe als Trainer, mir zu überlegen, wie ich es einem langsameren Hund leichter machen kann, das Niveau des Teams zu erreichen.“
Wie man Schlittenhunde am besten trainieren soll, erlernt man nicht durch nächtliche Kopfkissenlektüre. Dazu bedarf es solider theoretischer und praktizierter Erfahrung. Die besten Ergebnisse wird ein gut informierter und zur Selbstkritik bereiter Musher erzielen. Er muss in der Lage sein, nach einem eigenen maßgeschneiderten Trainingsplan in hoher Qualität mit seinem Team zu trainieren. Aus leistungsphysiologischer Sicht sind auch unsere mitteleuropäischen „Sprintrennen“ letztlich Ausdauerrennen.
Sicher ist es schwer, die Grenze zwischen Sprint-, Mittel- und Langstreckenrennen zu finden, doch jedes Rennen, welches länger als 3 – 5 Minuten dauert, setzt beim Hundeorganismus „Ausdauer“ voraus. Auf allgemeine Ausdauer können Kraft und letztendlich Schnelligkeit sehr gut aufgebaut werden.
Das Ausdauertraining wirkt gezielt auf die Verbesserung der wichtigsten Körperfunktionen (Herz-Kreislauf, Lunge, Stoffwechsel) und ist damit die Basis, auf welcher dann durch weiteres Training Kraftausdauer und Schnelligkeitsausdauer entwickelt werden, um damit das sich gestellte Trainingsziel zu erreichen. Auch in unseren mitteleuropäischen Breitengraden sind Höchstleistungen der Schlittenhunde von der Ausdauerleistungsfähigkeit der Tiere abhängig.
Nun fragt man sich, was hat das vorangestellte mit einem Schlittenhunde-Wagenrennen zu tun?
Dem aufmerksamen Leser ist wohl nicht entgangen, dass die Beachtung der Leistungsphysiologie Voraussetzung für das körperliche Leistungsvermögen unserer Hunde ist.
Was passiert, wenn die Grundregeln eines richtigen Trainingsaufbaues nicht beachtet werden, wenn Hunde zu jung oder zu untrainiert beim Rennen eingespannt werden? Wenn der persönliche Ehrgeiz über die Außentemperatur siegt?
Beim normalen Training verzichtet man wohl eher auf den Start, wenn das Thermometer Temperaturen über 10° – 15°C anzeigt, oder man verlagert die Trainingszeiten in den kühleren Nachtbereich.
Was ist, wenn die Luftfeuchtigkeit extrem hoch ist?
Der Hund muss zusätzlich Energie verbrennen, um seine Körpertemperatur konstant zu halten. Die hohe Luftfeuchtigkeit beeinträchtigt die Isolationseigenschaften des Felles.
Ignoriert man als Musher dieses Warnzeichen, kann ein überforderter Hund einen Hitzeschock oder Hitzschlag (Hyperthermie) erleiden.
Durch die Ausdauerleistung erhöht sich die Körpertemperatur auf mehr als 40°- 41°C. Dies sind kurzzeitige Erhöhungen, die durch die erbrachte körperliche Leistung verursacht werden. Wenn der Regulationsmechanismus des Hundes gut funktioniert, sollte sich seine normale Körpertemperatur zwischen 38° – 39°C innerhalb von 15 -30 Minuten nach dem Lauf erreicht werden.
Körperliche Belastung gepaart mit hoher Außentemperatur und /oder hoher Luftfeuchtigkeit, sowie die mangelhafte Möglichkeit, durch Verdunstungskälte die Körpertemperatur zu erniedrigen und Stress können zur Hyperthermie führen.
Symptome einer Überhitzung:
- atmen mit weit geöffneten Fang, schnelles Hecheln (respiratorische- Übersäuerung des Blutes, Gehirnödem)
- tiefe schwerfällige Atmung (10 – 30 Atemzüge/Minute normal)
- Abfall der Laufgeschwindigkeit (Durchhängen der Leine)
- schwankender, unsicherer Gang mit Koordinationstörungen
- Durchfall, Erbrechen
- Erhöhte Herzfrequenz
- Keine Normalisierung der Körpertemperatur innerhalb von – 15 – 30 Minuten nach Laufende
- völliger Zusammenbruch
Was passiert im Körper?
Durch die anhaltende Erhöhung der Körpertemperatur kommt es zu einer Veränderung des Zelleiweißes, was eine Vielzahl von schwerwiegenden Folgeschäden im Körper auslösen kann:
- Nierenversagen
- Volumenmangelschock
- Gerinnungsstörungen
Ebenso kann es besonders bei arbeitsfreudigen jungen Hunden zu eine Unterzuckerung kommen, die wenn sie mehrfach provoziert wurde, durch bestimmte Stoffwechselprozesse im Körper in einer Epilepsie des Hundes enden kann.
Ich denke, dass aus dem Dargestellten deutlich wird, welche Verantwortung wir als Musher unseren Hunden gegenüber haben. Wir sind es, die die Hunde ins Team spannen und jeder einzelne trägt seine persönliche Verantwortung. Was für rennähnliche Veranstaltungen oder Trainingsrennen spricht, ist ein trainieren des Stressfaktors.
Vielleicht wäre „Trainingsrennen“ der bessere Ausdruck, ohne Druck einer Zeitnahme, aber den Möglichkeiten, die verschiedenen Situationen zu trainieren und durch Einlegen von Zwischenstopps den Hunden bei höheren Temperaturen Erholungsphasen zu gewähren.
Was ist das eigentlich und wie kann ich meine Hunde schützen?
Das als Zwingerhusten bezeichntete Symptombild ist ein Komplex aus verschiedenen viralen und bakteriellen Infektionen der oberen Luftwege.
Die Bezeichnung Zwingerhusten ist schon deswegen irreführend, weil sich die Erkrankung nicht nur auf Zwingerhunde beschränkt, sondern jeder einzeln gehaltene Haushund ebenso davon betroffen sein kann. Die richtige Bezeichnung wäre eine ansteckende Entzündung des Kehlkopf-Luftröhren und Bronchienbereiches (infektiöse Laryngotracheobronchitis). Die Erkrankung verläuft meist mild, ohne Fieber und ohne das Immunsystem des Hundes zu sehr zu schwächen.
Wodurch erkrankt der Hund?
Die auslösenden Virusarten sind von Territorium zu Territorium, von Geschehen zu Geschehen sehr verschieden und verlaufen je nach Art der Haltung milder (Einzelhaltung) oder schwerer (Gruppenhaltung). In Mitteleuropa ist mit folgenden Viren als alleiniger oder beteiligter Auslöser zu rechnen:
- Parainfluenza-2-Viren (SV-5)
- Reoviren 3
- menschliche Influenzaviren Typ A2
- Canines Adenovirus 2 (CAV 2) als Laryngotracheitisvirus
- Canines Herpesvirus
Alle genannten Viren schädigen die Schleimhäute der oberen Luftwege und bereiten die Wege für mögliche bakterielle Sekundär (Zweit-) Infektionen vor, wobei besonders der Erreger Bordetella bronchiseptica die Erkrankung erschwert. B. bronchiseptica ist aber in der Lage, bei einzelnen Ausbrüchen als alleiniger Verursacher aufzutreten.
Wie erfolgt die Ansteckung?
Die Ausscheidung der Viren und Bakterien erfolgt aerogen (über die Luft). Es kommt zu einer gegenseitigen Tröpfcheninfektion oder Infektion durch direkten Kontakt. Wichtig ist zu wissen, dass die infektiöse Tracheobronchitis sehr ansteckend ist. Hunde, welche unter Stress oder unter Leistungsanforderung stehen, sind besonders gefährdet. Die Erkrankung erfasst sehr schnell den gesamten Hundebestand eines Zwingers.
Die Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung) beträgt zwischen 2 – 30 Tage (je nach auslösendem Virus). Die Ausscheidung des Virus, die bereits beim klinisch noch gesunden Hund auftritt, kann ganz massiv sein und zur schnellen Ausbreitung der Erkrankung beitragen. Ein quälender trockener Husten, der anfallsweise auftritt, beeinträchtigt das Allgemeinbefinden und die Leistungsfähigkeit der Hunde außerordentlich. Auch wenn keine Symptome mehr erkennbar sind, bleibt der Hund über einen längeren Zeitraum latent infiziert und stellt eine Ansteckungsquelle dar.
Wie schütze ich meinen Hund oder meine Hunde?
Grundlage eines wirksamen Schutzes ist eine Grundimmunisierung sowie eine Boosterung (Wiederholung der Grundimpfung) im entsprechenden Zeitraum mit einer Kombinationsvakzine. ln der Folgezeit wird die Impfung jährlich wiederholt.
Warum erkrankt mein Hund trotz einer Grundimmunisierung und entsprechendennden Wiederholungsimpfungen?
Aus dem Vorangesagten lässt sich ableiten, dass ein “Zwingerhusten” durch zahlreiche Erreger (Bakterien und Viren) verursacht werden kann. In den zur Zeit zur Verfügung stehenden Impfstoffen sind aber nur die Komponente Canines Parainfluenzavirus(SV-5) sowie Canines Adenovirus 2 enthalten. Ist der Verursacher ein anderer Virus, kann es trotzdem zur Erkrankung kommen. Als einzige nasale Immunprophylaxe steht der Impfstoff “Intrac” (Fi. Essex), mit dem Stamm Bordetella bronchiseptica (bakterieller Erreger) zur Verfügung.
Je nach auslösendem Virus spielt es eine Rolle, ob der Hund über die durchgeführte Impfung bereits Antikörper (Schutzstoffe) besitzt und somit nicht erkrankt oder der Körper noch keinen Kontakt hatte (weil nicht als Komponente im Impfstoff enthalten) und durch eine Durchseuchung erst Antikörper ausbildet.
Wenn wir sehen, welche Vielzahl von Erregern in Frage kommen, verstehen wir jetzt auch,warum der Hund nicht komplett geschützt ist. Für Schlittenhunde empfiehlt es sich, die Komponenten Parainfluenza Typ 2 (SV5) und Canines Adenovirus Typ 2 über die jährliche Kombinationsimpfung abzudecken, wobei der Zeitpunkt der Impfung in der trainingsfreien bzw. armen Zeit liegen und eine entsprechende Endoparasitenbekämpfung der Impfung vorausgehen sollte.
Es ist zu empfehlen, die nasale Impfung als alleinige Impfung in den Herbst zu verlagern. Sie hat den Vorteil, einen lokalen Schutz direkt an den Eintrittspforten der Infektion auszubilden. Sie zeichnet sich durch eine schnelle Wirkung aus und benötigt nur 5 Tage um einen soliden Impfschutz aufzubauen. Es ist also sinnreich, die Verabreichung kurz vor der Zeit einen erhöhten Infektionsrisikos (Wagenrennen, Trainingstreffen, feuchtes kaltes Wetter) durchzuführen, wobei die Immunität etwa 6-10 Monate anhält.
Wichtig ist auch nochmal der Hinweis, dass arbeitende Hunde (also Schlittenhunde) einen erhöhten Bedarf an Vitamin C haben. Dieser Bedarf wird über die normale Fütterung nicht abgedeckt. Vitamin C spielt für die Leistungsfähigkeit des ImmunSystems eine entscheidene Rolle. Nur ein gut funktionierendes Immunsystem ist in der Lage, eine entsprechende Immunantwort auf die erfolgte Impfung zu geben und einen wirksamen Schutz gegen die infektiöse Laryngotracheitis auszubilden.
Annette Kriller
Diplom-Sportwissenschaftlerin / Tierärztin
Seit 1992 hat die Diplom-Sportwissenschaftlerin Annette Kriller mit Zughunden zu tun. Zuerst war sie als Doghandlerin (u.a. in Alaska) tätig. Im Jahr 1996 folgte das Studium bei Prof. Dominique Grandjean in Maisons-Alfort/Paris. Seit 1997 betreute sie verschiedene Schlittenhunde-Rennen. Seit 1999 ist sie Tierärztin.
E-Mail: praxis@annettekriller.eu
Tel: +46 (0)951 50055
Grundsätzliche Gedanken zur Fütterung von Schlittenhunden
Jeder Hundehalter beschäftigt sich zwangsläufig mit dem Was und Wie der Hundeernährung. Für den aktiven Musher ergeben sich dabei einige wesentlich zusätzliche Aspekte:
Schlittenhunde sind Sporthunde, denen eine z.T. erhebliche physische Belastung abverlangt wird. Die Ernährung soll dazu beitragen, ein sportliches Ziel zu erreichen. Dabei muss klar sein, dass ein perfekt ernährter aber falsch oder unzureichend trainierter Hund ebenso wenig in der Lage ist, sein Leistungsmaximum zu erbringen, wie ein nach allen Regeln der Kunst trainierter, aber falsch ernährter Hund.
1. Was kann richtige Ernährung bewirken?
Richtige Ernährung ist unverzichtbare Voraussetzung für das Erbringen einer optimalen Leistung. Die Zusammensetzung der Nahrung hat Einfluss auf
- das Gewicht
- die Gesundheit / das Wohlbefinden
- die Leistungsbereitschaft
- die Fellqualität
der Hunde.
2. Beurteilung des Fütterungserfolgs
Anhand dieser Parameter wird der Erfolg der Fütterung beurteilt: Das Idealgewicht wird anhand des sog. „body condition score“ (bcs) bestimmt. Er wird durch Adspektion und Palpation, also Anschauen und Abtasten des Hundes ermittelt. Es gilt eine Skala von 1 bis 5.
Body Condition Scoring Chart
- 1 = Mager: Rippen, Wirbelsäule, Hüftknochen und alle hervorstehenden Knochen sind auf die Ferne sichtbar. Kein erkennbares Unterhautfett. Offensichtliches Fehlen von Muskelmasse.
- 2 = Dünn: Rippen deutlich fühlbar oder auch sichtbar, kein tastbares Fett. Dornfortsätze der Wirbel sichtbar, Hüftknochen weniger hervorstehend. Deutliche Taille, Bauch „aufgezogen“.
- 3 = Mittel: Rippen fühlbar ohne überflüssiges Fettpolster. Bei seitl. Betrachtung Bauch „aufgezogen“.
- 4 = Untersetzt: Generell mollige Erscheinung. Rippen mit Mühe zu tasten. Sichtbare Fettpolster über der Wirbelsäule und am Schwanzansatz. Bauch gerade.
- 5 = Dick: Ausgedehnte Fettdepots über Brustkorb, Wirbelsäule und Schwanzansatz. Keine Taille vorhanden, Bauch gerade. Fettdepots an Nacken und Gliedmaßen. Abdomen gerundet.
Ein austrainierter Schlittenhund liegt etwa bei 2+ auf der Skala: Die Rippen sollten fühlbar sein, aber nicht herausstehen. Das Gleiche gilt für die Hüfthöcker. Sowohl von der Seite als auch von oben soll eine Taille erkennbar sein. Hunde, die für Langdistanz eingesetzt werden, und das meist bei sehr kalten Temperaturen (Alaska, Skandinavien), haben besser etwas mehr auf den Rippen, vor allem zu Beginn des Rennens. Sie sollten mit einem bcs von 3 zu bewerten sein. Man sollte es sich zur Gewohnheit machen, jeden Hund in regelmäßigen Abständen zu wiegen. Dabei sollten sich möglichst keine größeren Schwankungen ergeben. Ein gesunder, wohlgenährter Hund ist lebhaft, aufmerksam, freundlich und hat glänzende Augen. Bei richtigem Training sollte der Hund freudig leistungsbereit sein und im Verlauf der Saison einen Muskelzuwachs zeigen.
Die Fellqualität ist ebenfalls aussagekräftig für den Gesundheitszustand des Hundes. Es sollte dicht, anliegend und glänzend sein. Ohne Schuppen, Stellen mit Haarausfall oder Juckreiz. Außerdem soll es angenehm riechen und der Haarwechsel sollte zügig vonstatten gehen.
3. Welche Anforderungen muss ein gutes Futter erfüllen?
Ein für Schlittenhunde geeignetes Futter muss
- gerne gefressen werden
- einen ausgewogenen Nährstoffgehalt haben
- Rohstoffe hoher Qualität beinhalten
- hoch verdaulich und
- einfach zuzubereiten sowie
- haltbar sein
3.1. Die Auswahl des geeigneten Futters
Von den oben aufgeführten Punkten sind insbesondere der ausgewogenen Nährstoffgehalt, die Art und Herkunft der verwendeten Rohstoffe und damit auch die im Verhältnis zum Volumen bereitgestellte Energie von ausschlaggebender Bedeutung. Betrachtet man Energiebedarf, Futtermenge und Verdaulichkeit, so bietet sich am ehesten ein kommerzielles Trockenfutter als Basis an. Für Langdistanzhunde mit ihrem maximalen Energiebedarf gilt dies umso mehr.
3.1.1. Woran erkenne ich ein geeignetes Futter?
Folgende Informationen lassen sich auf der Verpackung von Futtermitteln finden (verbindliche Regelung innerhalb der EU):
- Die Bezeichnung des Produktes, aus welcher der Verwendungszweck (z.B. Allein- oder Ergänzungsfuttermittel) und die Tierart, für die es bestimmt ist, hervorgehen müssen.
- Die Gehalte an Inhaltsstoffen
- Das Nettogewicht
- Das Mindesthaltbarkeitsdatum und die Bezugsnummer der Partie
- Hinweise für die sachgerechte Verwendung (soweit diese nicht bereits aus der Bezeichnung hervorgehen) und
- Name und Anschrift des für das Inverkehrbringen Verantwortlichen.
Die Bestimmungen der EU sehen vor, dass die durchschnittliche Konzentration bestimmter Inhaltsstoffe in Prozent der ursprünglichen Substanz ausgewiesen werden muss. Diese Inhaltsstoffe sind Rohprotein, Rohfett, Rohfaser und Rohasche sowie Feuchtigkeit (Rohwasser), sofern der Gehalt über 14% liegt. Mit Hilfe der Deklaration kann der Nährstoffgehalt verschiedener Produkte verglichen werden. Ein Vergleich der Nährstoffe in der ursprünglichen Substanz (so, wie deklariert) ist aber eigentlich wenig aussagekräftig, denn der entscheidende Punkt ist die Nährstoffaufnahme durch das Tier, d.h. abhängig von der benötigten Futtermenge, die wiederum vom Energiegehalt des Futters abhängt. Dieser darf jedoch nicht deklariert werden. Da zwischen dem Trockenmasse- und Energiegehalt eines Futtermittels eine gewisse, allerdings nicht sehr straffe Beziehung besteht, kann man sich helfen, indem man den Nährstoffgehalt in der Trockensubstanz berechnet.
Die für Schlittenhunde in der Regel verwendeten sog. „Trockenalleinfutter“ haben einen Feuchtigkeitsgehalt von max. 12%, d.h. die Deklaration entspricht mit nur einer geringen Abweichung auch dem Nährstoffgehalt in der Trockensubstanz und kann so einen realistischen Anhaltspunkt geben. Auch wenn der Bezug des Nährstoffgehalts auf den Energiegehalt wesentlich genauer wäre, als die Berechnung des Gehalts in der Trockensubstanz, scheitert dies bislang noch an einer geeigneten Methode der Energiebewertung.
Die Auswahl des Futters richtet sich zunächst also nach dem Energie- und Nährstoffgehalt. Einen Anhaltspunkt für den Bedarf von Schlittenhunden bei unterschiedlicher Belastung gibt die folgende Tabelle:
Tabelle 1 („Empfohlener Nährstoffgehalt für Sporthunde“, D. Grandjean 1999, S. 140)
Art der Belastung: Erhaltung Kurze Belastung Mittlere Belastung Lange Belastung
Energie (kcal. VE/kg 0,75) 132 150 – 190 200 – 400 400 – 800
Proteine (% i.Tr.) 24 – 27 30 – 35 35 – 40 35 – 40
Fette (% i.Tr.) 5 – 10 20 – 25 20 – 30 30 – 40
Rohfaser (% i.Tr.) 2 – 5 3 2,5
Daraus ist ersichtlich, dass mit ansteigender Belastung zwangläufig auch der Energiebedarf steigt, und insbesondere der Fettgehalt (als Haupt-Energiequelle) auf Kosten des Rohfasergehalts zunimmt.
3.1.2. Qualität – auf was muss geachtet werden
Zur Beurteilung der Qualität spielt es eine Rolle, welche Einzelfuttermittel verwendet wurden, d.h. welches die jeweilige Nährstoffquelle ist.
A. Proteine
Die verwendeten Eiweißquellen sollten eine hohe biologische Wertigkeit haben, eine ausgewogene Zusammensetzung an essentiellen Aminosäuren und einen niedrigen Gehalt an kollagenen Fasern (das Verhältnis von Kollagen / Eiweiß sollte 20% nicht überschreiten). Diese Voraussetzungen erfüllt in der Regel Eiweiß aus tierischen Quellen:
• Fleisch (rot oder weiß)
• Fleisch- oder Fischmehl mit mind. 55-60% Eiweiß in der Trockenmasse
• Volleipulver
Wird Fleisch separat zugefüttert, bieten sich an: Rind, fettes Lammfleisch, verschiedene Sorten Fisch, Wild, Biber
B. Fette
Außer, dass Fette die Hauptenergiequelle für den arbeitenden Hund darstellen, sind sie auch die Träger der sogenannten Omega-6 und Omega-3 Fettsäuren, die erwiesenermaßen das Entzündungspotential beeinflussen. Das bedeutet, dass bei einer ausreichenden Menge an Omega-3 Fettsäuren im Futter weniger (Muskel) Entzündungen auftreten werden. Wichtig ist hier aber nicht die absolute Menge an Omega-3 Fettsäuren, sondern das optimale Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 Fettsäuren. Dieses liegt zwischen 5:1 und 10:1. Ausschließlich Omega-3 Fettsäuren zuzugeben hat eher unerwünschte Effekte (z.B. verlängerte Blutungszeit) Wie bei jeglicher Futterergänzung muss beachtet werden, dass die Zugabe von Fett zu einer fertigen Diät zu Imbalancen in der Energieaufnahme, des Oxidationsschutzes und des Fettsäureverhältnisses führen kann.
Geeignete Quellen für Fette sind:
• Speck, Talg, Geflügelfett (langkettige gesättigte Fettsäuren)
• Kokosnussöl, Palmöl (kurz- und mittelkettige Fettsäuren)
• Sonnenblumenöl, Soja, Mais (Omega-6 essentielle FS)
• Gereinigtes Fischöl (Omega-3 essentielle FS) • fettreiches Fleisch wie: Lammfleisch, Rind, Fisch, Huhn (evtl. auch nur die Haut)
C. Rohfaser
Rohfasern werden nur in moderater Menge (ca. 2 – 3% Zellulose im Nahrungsmittel) verwendet, da sie schnell ein zu großes Volumen verursachen und die allgemeine Verdaulichkeit der Ration herabsetzen können.
Rohfaser besteht aus der Gesamtheit der stärkehaltigen Bestandteile, die nach Passage des Dünndarms nicht verdaut sind, wie: Zellulose, Hemizellulose, Lignin, Pektine sowie manche unverdaulichen Proteine wie z.B. Keratin von Federn.
Fasern haben einen wichtigen regulatorischen Einfluss auf die Darmpassage. Außerdem werden Rohfasern durch die Bakterienflora des Dickdarms fermentiert und tragen so zu deren Ausgewogenheit bei. Eine plötzliche Änderung der Rohfaserquelle kann daher ein vorübergehendes Ungleichgewicht der Bakterienflora provozieren. Die Folge ist unkontrollierte Fermentation mit Blähungen und Durchfall.
So wichtig wie Rohfasern für einen gesunden Darm auch sind, haben sie auch unerwünschte Effekte:
• einen hemmenden Einfluss auf die Verdaulichkeit von Nährstoffen
• evtl. herabgesetzte Verdaulichkeit von Mineralien (durch sog. Phytine).
Deshalb müssen stärkehaltige Nahrungsmittel oder Nahrungsbestandteile sorgfältig nach ihrer Qualität ausgewählt werden und eine spezielle thermische Behandlung erfahren, um keine Dysmikrobie, also ein ungünstiges Bakterienverhältnis im Darm zu verursachen.
BEGRIFFSKLÄRUNGEN
1. Begriffe der Futtermittelanalyse:
Rohwasser: sämtliche bei 103°C flüchtigen Bestandteile des Futters (Wasser, flüchtige Fettsäuren (z.B. Essigsäure, Buttersäure), flüchtige andere Stoffe (ätherischer Öle, Alkohol)
Trockensubstanz: sämtliche bei 103°C nicht flüchtigen Bestandteile des Futters, sowohl organisch als auch anorganisch.
Rohprotein (Rp): kann neben den eigentlichen Eiweißen auch stickstoffhaltige Verbindungen nichteiweißartiger Natur enthalten. (Säureamine, Amide, freie Aminosäuren etc.)
Rohfett (Rfe): Stoffe, die sich in Petroläther lösen. Diese Stoffgruppe (Ätherextrakt) enthält neben den eigentlichen Fetten (Neutralfette), Lipoide (Phospholipide, Steroide, Carotinoide ..) und andere ätherlösliche Stoffe.
Rohasche (Ra): enthält Mineralstoffe (Mengen und Spurenelemente) sowie sonstige anorganische Substanzen. Mit Hilfe der Ra lässt sich der Anteil der organischen Substanz an der Trockensubstanz errechnen. (oS = TS – Ra) Prinzip der Bestimmung: sechsstündige Veraschung der FM im Muffelofen bei 550°C. Die als Rückstand verbleibende anorganische Komponente wird als Ra bezeichnet.
Rohfaser (Rfa): ist der in verdünnten Säuren und Laugen unlösliche fett- und aschefreie Rückstand. Er enthält unlösliche Anteile von Zellulose, Pektinen, Lignin und andere Zellwandstoffe.
2. Weitere Begriffe
Zellulose: Stärke aus in bestimmter chem. Weise gebundenen Glucose-Molekülen. Vorkommen als sog. Strukturkohlenstoff v.a. in jüngeren Pflanzen. Säugetiere haben kein Enzym zur Spaltung von Zellulose. Wiederkäuer verdauen es Mithilfe der Bakterien in Pansen.
Glycogen: tierischer Speicherkohlenstoff aus Glucose. In der Leber (ca. 10%) und im Muskel (0,5 – 1%). Reicht höchstens, um den energetischen Erhaltungsbedarf für 1 Tag zu decken
Lignin: gehört nicht zu den Kohlenstoffen. Entsteht bei der Verholzung von Pflanzen, unverdaulich.
Phytin: Phytinsäure, kommt in Getreideschalen vor.
Fettsäuren: Nahrungsfette setzen sich aus Glycerin und Fettsäuren zusammen. Bei den Fettsäuren sind dabei überwiegend Stearinsäure, Palmitinsäure und Oleinsäure beteiligt. Unterteilt werden Fettsäuren in gesättigte (hierbei sind so viele Wasserstoffatome enthalten, wie es nach den Gesetzen der chemischen Bindung möglich ist) und ungesättigte Fettsäuren. Ungesättigt bedeutet, dass die Fettsäuren zwischen 2 und 8 Wasserstoffatome weniger haben als die gesättigten.
Dabei sind Fettsäuren mit 2 Wasserstoffatomen weniger „einfach ungesättigt“ und solche mit 4 bis 8 Atomen weniger „mehrfach ungesättigt“. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren werden auch Polyensäuren genannt. Die gesättigten Fettsäuren unterscheidet man je nach Molekülgröße in kurz-, mittel- und langkettige Fettsäuren. Die gesättigten Fettsäuren und einige ungesättigte Fettsäuren kann der Körper selbst aufbauen oder aus Kohlehydraten umbauen. Polyensäuren kann der Körper nicht aufbauen, sie müssen über die Nahrung zugeführt werden. Man spricht dabei von essentiellen, also von lebensnotwendigen Fettsäuren. Dazu gehören außer Linolsäure auch Linolensäure und Arachnidonsäure.
Biologische Wertigkeit:
Der Wert von Nahrungsproteinen wird durch die verfütterte Menge, die Verdaulichkeit und durch das Aminosäure(AS)-Muster bestimmt. Intermediäre Verfügbarkeit und Verhältnis der AS zueinander werden durch die biologische Wertigkeit des Proteins charakterisiert. Die Biologische Wertigkeit gibt an, wie viel Gramm körpereigenes Eiweiß aus 100 Gramm Nahrungseiweiß gebildet werden kann.
Kollagen: ist ein tierisches Eiweiß und ist in Schwarten, Knorpel, Knochen und Haut enthalten. Kocht man diese tierischen Produkte, löst sich Kollagen und geht in das Wasser über. In gereinigter und getrockneter Form ist Kollagen als Gelatine bekannt.
4. Praktische Fütterung
Die Ernährung sollte genau der Entwicklung des Trainings angepasst sein:
• Ruhephase: Erhaltungsfuttermittel hoher Qualität angepasst an die Größe und den individuellen Bedarf des einzelnen Hundes
• Trainingsphase: langsamer Übergang zu einer „Arbeitsration“ (ca. 1 Woche Übergangsphase bei jedem Wechsel) oder zunehmende Zufütterung eines Ergänzungsfuttermittels zum Erhaltungsfutter
• Rennphase: Der hinzukommende Stress erfordert, das Futter weiter zu ergänzen. Die Menge des Futters ergibt sich aus dem Gewicht des einzelnen Hundes und muss individuell angepasst werden. (Kontrolle!)
• Abtrainingsphase: langsamer Übergang zurück zum Erhaltungsfutter.
Manche finden es immer noch am einfachsten, die tägliche Ration im Verhältnis zum ansteigenden Energiebedarf zu erhöhen, ohne die Futterzusammensetzung zu ändern. Das bedeutet, dass keine gezielte Anpassung der Ernährung stattfindet, das Resultat ist eine geringere Leistung. Wesentlich effektiver ist eine der folgenden Lösungen:
1.
Das Basisfutter (zur Deckung des Grundbedarfs) wird das ganze Jahr über beibehalten und im Laufe der Trainings- und Rennphase angemessen ergänzt.
In diesem Fall wäre ein Futter der Sorte 25/10 (25% Proteine und 10% Fett, bezogen auf das Rohfutter, also ca. 27% Proteine und 11% Fett in der Trockensubstanz) mit einer sehr guten Verdaulichkeit (Optimum: 50 g Kot auf 100 g aufgenommenes Futter) geeignet. Behält man dieses Futter als Basis das ganze Jahr über bei, kann in der Trainings- und dann der Rennphase über zusätzliche Fleisch- oder Fischfütterung der erhöhte Bedarf gedeckt werden. Bei kurzen Anstrengungen (Sprint) verwendet man eher mageres, für lange Distanzen eher fettes Fleisch oder Fisch. In der Hauptsaison wird man auf diese Weise allmählich zu einer Ration von 1/4 bis 1/3 Trockenfutter und 3/4 bis 2/3 Fleisch oder Fisch gelangen. Außerdem müssen angemessen Vitamine und Mineralien zugefüttert werden.
2.
Das Basisfutter wird nur während des Sommers verwendet. Es muss qualitativ hochwertig sein und wird allmählich mit zunehmender Trainingsintensität durch ein spezielles Futter ersetzt. Der Übergang zu einem anderen Futter sollte immer 3-7 Tage betragen
Die Art des Spezialfutters richtet sich nach der Dauer und Intensität der Belastung. Für Sprint- und Mitteldistanzen eignet sich ein Futter mit dem Verhältnis 30-32 / 22 – 25 (% Proteine/Fett), für Langstrecke eher eines mit einem Protein/Fett Verhältnis von 35 / 30%. Hier ist wiederum eine hohe Verdaulichkeit von besonderer Bedeutung, damit das Volumen während der Darmpassage und entsprechend das Kotvolumen gering gehalten werden kann. Die Futtermenge muss dem Gewicht des einzelnen Hundes angepasst werden. Für die meisten Schlittenhunde ist ein solches Futter in der Trainingsphase und bei kleinen Gespannen (3-6 Hunde, kürzere Strecke) auch während der Rennsaison ausreichend. Bei höheren Anforderungen/längerer Strecke müssen auch bei dieser Spezialdiät Proteine und Fette, sowie Minerale und Vitamine zugefüttert werden.
4.1. Praktische Durchführung der Fütterung
Neben der Auswahl des richtigen Futters und der angepassten Zufütterung von Ergänzungsfuttermitteln, erfordert die richtige Ernährung eines Schlittenhundes auch die Berücksichtigung einiger Aspekte bei der praktischen Durchführung. Dazu gehören z.B.
• die Minimierung von stressinduzierten Durchfällen,
• die Bereitstellung der benötigten Energie exakt zum richtigen Zeitpunkt,
• Die Aufrechterhaltung des Hydratationszustands, also des optimalen
Wasserhaushalts.
So ist es ratsam, die Hunde nie direkt vor einer Anstrengung zu füttern und zu versuchen, die tägliche Ration auf mehrere Gaben zu verteilen. Diese Art der Fütterung ist der einmaligen Gabe einer voluminösen Ration vorzuziehen. Am besten bereitet man einen Hund vor, indem man ihm ein Viertel (bei kurzer Belastung) bis zu einem Drittel der Tagesration mindestens 3 Stunden vor der Belastung gibt.
Damit ist der Magen wieder leer, bevor die Belastung beginnt. Diese vorbereitende Ration sollte sehr flüssig sein (3 – 4 x soviel Wasser wie feste Nahrung), damit der Hund die durch die Arbeit entstehenden Wasserverluste ausgleichen kann. Durch den größeren zeitlichen Abstand von Fütterung zu körperlicher Beanspruchung wird der durch ein Insulinhoch kurz nach der Mahlzeit ausgelöste Leistungseinbruch verhindert. Untersuchungen haben gezeigt, dass ein Trockenfutter, dessen “Körner” bei Zugabe von Wasser ihre Form behalten und nicht aufquellen, oder zu Brei werden, am besten verdaulich und am wenigstens belastend für den Verdauungsapparat des Hundes ist.
Etwa 2 Stunden nach der Belastung sollte der Rest der täglichen Ration verabreicht werden. Unter den besonderen Bedingungen von Etappen- oder Langdistanzrennen kann (muss) dies auch früher stattfinden, um einen Stressdurchfall am nächsten Tag zu verhindern. Wichtig ist außerdem, die Hunde unmittelbar nach Ende der Belastung zu wässern. (s. Punkt 5)
4.2. Auffüllung der Glycogenspeicher
Effekt von Glucose-Supplementierung nach Belastung im Vergleich zu Gabe von Wasser auf die Glycogen-Resynthesefähigkeit des Muskels
Glycogen ist die Speicherform von Glucose in Muskel und der Leber und besteht aus Ketten von 25 oder etwas weniger Glucose-Molekülen. Diese Speicher stellen „schnelle Energie“ aus der sog. anaeroben Energiegewinnung bereit und werden vor allem bei kurzen intensiven Belastungen benötigt, z.B. in den ersten 5 Minuten eines Rennens oder bei einem kurzen Stück bergauf.
Diese Speicher sind sehr limitiert und ihre Entleerung führt zu einer Leistungseinbuße, auch wenn die Belastung im Ausdauerbereich liegt.
Langstreckenläufer beispielsweise laufen langsamer und empfinden größere Müdigkeit, wenn es nicht gelingt, bei einem mehrtägigen Event die Glycogenspeicher wieder vollständig aufzufüllen.
Normalerweise ist die Verarbeitung und Speicherung von Glucose im Körper insulinabhängig. Während und kurz nach körperlicher Belastung, unabhängig von deren Intensität, wird jedoch ein spezielles Glucose-Transportenzym mobilisiert, welches den Speicherprozess erheblich beschleunigt. Diese Mobilisierung dauert bis etwa 30 min nach Ende der Belastung an. Der Prozeß der insulinabhängigen Speicherung ist viel langwieriger und der Körper ist unter Umständen nicht in der Lage, die Speicher bis zur nächsten Belastung vollständig wieder aufzufüllen.
Untersuchungen haben gezeigt, dass Hunde, denen eine „normale“ Mahlzeit direkt nach Beendigung einer geeigneten Belastung gefüttert wurde, selbst nach 24 Std. ihre Glycogenspeicher nur zu 65% auffüllen konnten, während andere, denen sofort ein spezieller energiereicher „Drink“ angeboten wurde, nach 4 Std. bereits 88% und nach 24 Std. die Glycogenspeicher nahezu vollständig wieder aufgefüllt hatten.
Das bedeutet geringere Leistungsfähigkeit für Hunde, die an aufeinanderfolgenden Tagen laufen müssen, beispielsweise Sprinthunde, aber auch eine geringere Leistungsbereitschaft für Hunde im Ausdauerbereich, also Langstreckenrennen. Denn die Fähigkeit und der Willen, eine Leistung zu erbringen, ist ebenfalls abhängig von der Füllung der Glycogenspeicher. Hierdurch wird die Fortsetzung des Rennens limitiert, bis die Hunde ihre „Energie zurückgewonnen“ haben.
Leistungsbereitschaft ist abhängig von Füllung der Glyogenspeicher!
Daraus ergibt sich, dass es vorteilhaft ist, den Hunden gezielt Glucose anzubieten, und zwar unmittelbar nach Ende der Belastung, bis max. 30 min danach.
4.2.1. Methoden der Supplementierung
Zunächst erscheint es als das bequemste, sog. „Einfachzucker“ wie Kristall- oder Traubenzucker zu geben, da dieser überall erhältlich und leicht mitzuführen ist. Das Problem ist, dass diese Zucker hydrophil, also wasseranziehend sind und dadurch zu Durchfällen mit oder ohne Dehydratation führen können. Die effektivste Methode, die Glycogenspeicher wieder aufzufüllen ist über die Gabe von modifizierter Stärke, sog. Maltodextrin (Stärkezucker). Maltodextrine sind kleinere Traubenzuckerketten, die sehr leicht verdaulich, aber kaum süß sind.
Stärkezucker wird schnell vom Körper aufgenommen und in den Muskel transportiert, ohne die gastrointestinalen Nebenwirkungen, die z.B. bei Einfachzuckern zu beobachten sind. Die empfohlene Dosierung ist 1,5 g Maltodextrin/kg Körpergewicht (Maltodextrin 6 oder 19 Pulver in der Apotheke, 750 g um die 8,- €; in USA: Glycocharge = Maltodextrin und Zusatzstoffe). Dies wird mit Wasser angerührt und den Hunden innerhalb der ersten 30 Minuten nach Ende der Belastung angeboten.
Glycogenspeicher auffüllen: Innerhalb von 30 min nach Belastung 1,5 g Maltodextrin/kg Körpergewicht in Wasser angerührt geben!
Viele Musher helfen sich übrigens auch mit Reisstärke in Form einer Suppe aus sehr lang weich gekochtem Reis, bei dem die enthaltene Stärke weitgehend “aufgeschlossen” ist, also aus langkettigen mittelkettige Moleküle geworden sind. Hier ist es nur mit der Dosierung schwieriger. Bei Berücksichtigung all dieser Punkte für die richtige Fütterung ist aber auch vor allem eins nicht zu vergessen:
5. Wasser
Wasser ist für sich allein das lebenswichtigste Nahrungsmittel für Sporthunde bzw. jedes andere Tier. Während Tiere auch bei Verlust nahezu allen Körperfettes und über der Hälfte des körpereigenen Proteins noch zu Überleben in der Lage sind, stellt eine Dehydrierung von 10% des Körperwassers einen lebensbedrohlichen Zustand dar.
Schon eine Dehydrierung von 10% des Körperwassers ist lebensbedrohlich!
Der Wasserumsatz bei Schlittenhunden ist außergewöhnlich hoch, aufgrund der erhöhten Wasserausscheidung durch Urin und über die Atmung.
Der Wasserverbrauch durch die Atmung steht in direktem Zusammenhang zu Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit sowie zur Atemfrequenz und Ventilationsrate. Je trockener und kälter die Außentemperatur und je intensiver die Belastung ist, desto höher wird der Wasserverlust sein. Das gilt aber auch für hohe Belastung in wärmerer Umgebungstemperatur, da hier die notwendige Temperaturregulierung über Hecheln erfolgt.
Wasserverlust über den Urin ist direkt abhängig von dem Gehalt an löslichen Stoffen in der Diät. Je höher der Proteinanteil und je mehr Kalorien die Diät enthält, um so höher ist der Wasserverlust über den Urin.
Eine Untersuchung beim „Copper Basin 300“, einem Miteldistanzrennen in Alaska, ergab einen täglichen Wasserumsatz der arbeitenden Hunde von etwa 5 Litern. Diese Hunde wogen im Schnitt 24,2 kg, absolvierten die 490 km in durchschnittlich 70 Stunden und hatten einen mittleren Verbrauch von 890 g Protein und 750 g Fett auf 24 Stunden. Die mittlere Umgebungstemperatur rangierte zwischen -10 und -35 °C.
Der tägliche Waserumsatz eines durchschnitttlichen Mitteldistanzhundes beträgt etwa 5 Liter unter Belastung bei kalten Außentemperaturen!
Dehydrierung wird besonders bei Langdistanzrennen schnell zu einem Problem. In kalter Umgebungstemperatur kann es innerhalb von 12 Stunden zu einer relevanten Dehydrierung kommen. Dies ist meist die Folge aus der Nahrungsverweigerung des müden oder gestressten Hundes, evtl. zusätzlich verstärkt durch erhöhten Wasserverlust durch (meist stressbedingte) Durchfälle. In diesem Fall muss unbedingt darauf geachtet werden, daß die Wasseraufnahme erhöht wird. Ggf. muss die Pause verlängert werden, bis der Hund weder bereit ist, etwas zu sich zu nehmen. Ist der Hund einmal dehydriert, ist zumeist gleichzeitig das Durstgefühl unterdrückt, und das Problem wird verschlimmert.
Nachdem der Wasserumsatz bei Sporthunden bis zu 5mal so hoch ist, wie beim normalen Haushund, sollte schon im Training spezielles Augenmerk darauf gelegt werden, daß die Hunde gerne und möglichst, wann immer es angeboten wird, saufen! So kann sichergestellt werden dass sie auch im Rennen adäquate Mengen an Wasser über die Nahrung oder als Trinkwasser aufnehmen!
Saufen muß trainiert werden – (dies gilt vor allem für die Hunde …)
Energiebereitstellung in Abhängigkeit von der Belastungsintensität Aerobe Leistung: Diejenige Leistung, bei der die über die Atmung aufgenommene Sauerstoffaufnahme ausreicht, um die benötigte Energie im Arbeitsmuskel zu decken. (Ausdauerleistung, „steady-state“)
Anaerobe Leistung: Energiegewinnung ohne Sauerstoff durch Abbau von körpereigenen Energiereserven. V.a. Glykogen (Kohlenhydratspeicher), z.B. bei Sprints, unter Bildung von Milchsäure (Laktat). Je nach Belastungshöhe gewinnt der Körper die umzusetzende Energie aus verschiedenen Quellen. Es werden vier Arten der Energiebereitstellung unterschieden. In Bezug auf die anaerobe Schwelle können wir drei Situationen unterscheiden:
• Bei einer Belastung unterhalb der anaeroben Schwelle läuft die Energiebereitstellung zwar nicht ausschließlich unter Verstoffwechselung von Sauerstoff, also „aerob“ ab, doch ist der Anteil der anaeroben Verstoffwechselung so gering, dass durch die jeweils vorhandene (beim trainierten Sportler besser ausgeprägte) Fähigkeit zum schnellen Laktatabbau der „steady state“ (vgl. oben) aufrecht erhalten werden kann. Eine Ausdauerleistung kann hier sehr lange aufrecht erhalten werden, z. B. bei einem Marathonlauf.
• Eine Belastung an der anaeroben Schwelle ist die relativ höchste Belastung, die langfristig durchgehalten werden kann. (Die Glykogen-Reserven sind allerdings bei intensiver Dauerbelastung je nach Trainingszustand nach 60 bis 90 Minuten weitgehend erschöpft.)
• Bei einer Belastung oberhalb der anaeroben Schwelle erfolgt ein wesentlicher Teil der Energiebereitstellung „anaerob“. Es kommt zu einem die Leistung beeinträchtigenden Milchsäureanstieg (Laktat), so daß die Leistung nur kurzfristig (etwa wenige Minuten) durchzuhalten ist. Für die Erbringung der der Wettkampfsituation entsprechenden Leistung hat die Fähigkeit, über anaerobe Verstoffwechselung zusätzlich kurzfristig Energie bereit zu stellen, dennoch eine hohe Bedeutung (sog. Attacken im Radsport, in jüngster Zeit auch beim 5.000- und 10.000-m-Lauf). Neben der Nutzung der Kreatinphosphatreserven ist die anaerob-laktazide Verstoffwechselung die einzige Möglichkeit, Leistungen zu erbringen, die höher liegen, als die, die der maximalen Sauerstoffaufnahmefähigkeit pro Zeiteinheit (äußere Atmung) entspricht. Da das Laktat später wieder unter erhöhter Sauerstoffzufuhr abgebaut werden muss und Kreatinphosphat wieder aufgebaut wird, spricht man in diesem Zusammenhang auch davon, daß eine „Sauerstoffschuld“ eingegangen wird.
Karsten Hesse
Dr. Med. Vet.
E-Mail: info@tiermedizin-drhesse.de
Tel: +49 (0)6406 90246
Fax: +49 (0)6406 90245
Das Überlastungsphänomen des Schlittenhundes
Ich möchte in diesem Artikel bewusst nicht in Überhitzung oder Wasser- und Elektrolythaushalt des Schlittenhundes trennen (im übrigen gelten die Daten auch für andere Hunde, die im Ausdauersport eingesetzt werden), da beiden Bereichen äußerst komplexe physiologische Mechanismen zu Grunde liegen, auf die ich hier nicht näher eingehen kann. In der Praxis sind ohnehin beide Bereiche nicht exakt voneinander zu trennen und wirken kombiniert auf den Hund ein. Ich möchte hier deshalb nur die verständlichen und auch umsetzbaren Dinge darstellen und erhebe keinen Anspruch auf wissenschaftliche Komplettheit. Zu Beginn möchte ich eine sehr anschauliche Graphik vorstellen. Diese zeigt die möglichen Wege des Wassers, den Körper des Hundes zu verlassen. Da Wasser das wichtigste Element des Lebens ist, sei die Thematik an diesem orientiert!
In dieser Grafik ist die Balance zwischen Wasseraufnahme und Wasserabgabe dargestellt. Die Angaben an der linken, senkrechten Achse zeigen den Anteil in Prozent, die absoluten Zahlen der Säulen beziehen sich auf einen Tag (24 Stunden). Die Möglichkeiten der Wasseraufnahme bestehen für den Hund durch Futter (ca. 40%) und Wasser (ca. 55%) und einem Teil aus der körpereigenen Fettverbrennung (ca. 5%), je nach Futterzusammenstellung variieren diese Anteile. Für den Wasserverbrauch gilt, dass Wasser über Kot, Urin und die Atmung ausgeschieden wird. Egal zu welcher Leistungskategorie der Hund gerechnet wird, der über den Kot ausgeschiedene Wasseranteil bleibt mit ca. 8% ziemlich konstant.
Bei Durchfallerkrankungen steigt dieser Anteil natürlich drastisch an und ist im Sport auf jeden Fall zu berücksichtigen! Je länger anhaltend die Belastung des Hundes ist, je mehr verschiebt sich der prozentuale Anteil der Wasserausscheidung vom Urin hin zur Atmung. Dies liegt darin begründet, dass ein Hund seine Körpertemperatur nicht durch Schwitzen, sondern durch Hecheln und damit Wasserverdunstung über die Schleimhäute der Zunge und des Atmungstraktes reguliert. Absolut gesehen verliert ein Hund, der ein Sprintrennen am Tag läuft 1,3 l Wasser über den Urin (Ruhezustand ca. 1 l) und 1 l über die Atmung (Ruhezustand ca. 0,5 l).
Hier lässt sich die Wichtigkeit einer vernünftigen Wässerung erkennen. Der Hauptgrund, der durch mangelnde Wässerung entstehenden Einbrüche ist schlechte Kondition (Trainingsmangel/Doping/Krankheit). Das vegetative System (reguliert u.a. wichtige Kreislauffunktionen) kann der Hund nicht aktiv beeinflussen, deshalb muss es trainiert werden. Weiter ist es leider oft üblich, den Hunden im Sommer miserables Futter zu verabreichen und vor dem ersten Rennen high tech Futter mit hohen Energiedichten, es ist logisch (und auch ein Wunder), dass der Fettstoffwechsel der Tiere sich erst anpassen muss! Morgens oder 2 Stunden vor dem Rennen/Training (!) sollte jeder Hund gewässert werden, hierzu sollte das Wasser mit Fleischsaft o.ä. etwas schmackhaft gemacht werden.
Je nach Zusammensetzung des Trockenfutters (kochsalzarm oder reich) sollten diesem Wasser 2- 4 g NaCl (Kochsalz) zugesetzt werden, um die Wasseraufnahme zu erhöhen. Eine halbe Stunde vor dem Rennen/Training sollte darauf geachtet werden, dass die Hunde ca. einen halben Liter Wasser aufnehmen (ohne Zusätze/es bedarf hier sicher je nach Hund einiges an Zeit). Am Anfang der Saison auf jeden Fall Ausdauertraining durchführen, d.h., mehr Kraft und weniger Tempo und eher höhere Distanzen als in den bei uns gewohnten Sprintrennen trainieren. Schneller Trab ist erlaubt, auf Kommando sollte aber Galopp möglich sein (schonendes, intelligentes Training bedeutet nicht Freikarte für Disziplinlosigkeit).
Durch dieses „Überdistanztraining“ wird der Anfangsstress (beeinflusst das vegetative Nervensystem ebenfalls) abgebaut und der Zellstoffwechsel des Hundes trainiert. Dopingmittel wirken immer auf das vegetative Nervensystem und sind deshalb abzulehnen, ein Hund, der wegen Krankheit Arzneimittel verabreicht bekommt, ist ebenso zu schonen!
Die Wärmeabgabe während der Aktivität wird zentral über den Hypothalamus (Thermostat) reguliert. Durch Erweiterung der peripheren Blutgefäße kann ein Teil der Wärme über die Körperoberfläche abgegeben werden. Durch die gute Fellisolation des Hundes aber nur sehr begrenzt. Umgekehrt kann der Hund über die Körperoberfläche erwärmt werden (Sonne – dunkler Hund!). Effektivste Möglichkeit ist das Hecheln (vorausgesetzt genug körpereigene Flüssigkeit ist vorhanden! Wässern!). Gute Verdunstung geht nur bei nicht zu hoher rel. Luftfeuchte der Umgebung.
Erstes Beispiel: Nach einem kalten, trockenen Wintertag am Rennsamstag folgt ein Tiefdruck mit hoher Luftfeuchte und ca. 8° C. Hier ist extreme Gefahr der Überhitzung, da die Verdunstung nur eingeschränkt funktioniert. Hier hilft nur, Hunde gut beobachten und ggf. Tempo rausnehmen! (Erste Anzeichen des Hundes, extrem starkes Hecheln bei weit aufgerissenem Fang, dabei Kopfüberstreckung).
Zweites Beispiel: Warmer Frühlingstag, ca. 10°C, Sonne, Wolken, mittlere rel. Luftfeuchte. Verdunstung ist gegeben, aber hier starke Erwärmung durch die Körperoberfläche. Diese kann vermindert werden durch Anfeuchten des Fells vor dem Start oder gleiche Maßnahmen wie oben.
Drittes Beispiel: Alpines Wetter, -10°, Sonne, extrem trockene Luft: Thermoregulation funktioniert optimal, aber hier besteht erhöhte Gefahr des Kreislaufkollapses durch Austrocknung, da mehr Wasser durch Hecheln als in den feucht/warmen Klimazonen abgegeben wird.
Und wenn es doch passiert: Nach packenden Rennen fängt der Hund im Ziel an zu torkeln, das Herz rast, die Schleimhäute blutrot unterlaufen. Dieser Hund ist unverzüglich durch Helfer aus dem Trubel zu entfernen. Die Schleimhäute des Maules und das Fell sind mit Wasser zu kühlen oder mit Schnee einzureiben, nach Möglichkeiten den Hund führen, leicht gesalzenes Wasser anbieten, später klares Wasser, nach Möglichkeit handwarm (wird schneller aufgenommen) anbieten. In der ersten Phase des Kollapses kein Effortil, dieses erst später, wenn der Hund Wasser aufgenommen hat, da sonst Schocksymptomatik verstärkt wird. Bei einer starken Überhitzung kommt es zu irreversiblen Schäden im Thermoregulationszentrum des Hundes, d.h., der betroffene Hund wird in Zukunft schneller überhitzen und ist eventuell nicht mehr teamtauglich.
Bei einem guttrainierten Team sollte direkt nach dem Ziel Wasser angeboten werden. Die Regenerationszeit kann verkürzt werden in dem 1g Glukosepolymer/kg Hund verabreicht werden.
Glukosegabe vor dem Rennen hat beim Hund keinen Effekt!
L. Vida
Dr. Med. Vet.
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Infektion des Hundes mit caninem Herpesvirus (Fam. Herpesviridae)
Viren sind besonders kleine Krankheitserreger (ca. 0,0001 mm), die sich nur in lebenden Zellen vermehren. Das canine Herpesvirus (CHV) wurde 1965 erstmalig als Erreger des infektösen Welpensterbens in den USA beschrieben. Der Name der Familie (Herpesviridae) wurde von “herpein” (griech. = kriechen) abgeleitet, nachdem man erkannt hat, daß die durch Herpes simplex-Virus beim Menschen ausgelösten Herpesbläschen immer wiederkehren können.
Hauptmerkmal der Infektion mit caninem Herpesvirus ist die lebenslange (persistierende) und verborgene (latente) Infektion. Anders herum gesagt: Ist der Hund erst einmal infiziert, bleibt er es sein Leben lang und ist somit Virusträger. In Situationen, in denen das Immunsystem dieses Hundes belastet wird (Streß wie z.B. in Zusammenhang mit Geburt oder mit Krankheit, bei der Gabe von Corticoiden), kann es zur Reaktivierung und damit zur Ausscheidung des Virus kommen.
Das Virus kann mit Speichel, Tränen- oder Nasenflüssigkeit und auch Genitalsekreten ausgeschieden werden. In diesem Falle können sich Hunde durch direkten Kontakt (gegenseitiges Belecken, Deckakt u.ä.) gegenseitig infizieren.
Eine akute Infektion bei einem erwachsenen Hund wird nicht unbedingt bemerkt. Der betroffene Hund zeigt meist Symptome, die an eine leichte Erkältung erinnern, z.B. Hüsteln, vermehrter Augen- und Nasenausfluß. Bei der Hündin kann es zu einer leichten Entzündung des vorderen Genitalbereiches (Vaginitis) kommen und es können sich wenige kleine Bläschen an den Schamlippen zeigen.
Meist werden die Hundebesitzer erst aufmerksam, wenn es zu Störungen in der Fortpflanzung kommt. So bleibt eine Hündin nach dem Deckakt leer, oder, wenn sie nachweislich aufgenommen hat, bringt sie nur wenige, keine oder tote Welpen auf die Welt. Welpen können sich schon im Mutterleib, bei der Geburt oder kurz nach der Geburt infizieren. Solche Welpen können innerhalb der ersten 2-3 Lebenswochen erkranken und sterben.
Entscheidend für den Verlauf einer Infektion beim Welpen ist seine Versorgung mit Muttermilch, die bei einer infizierten Hündin Antikörper gegen das canine Herpesvirus enthält. Die Aufnahme dieser Antikörper kann die Infektion zwar nicht verhindern, kann aber den Welpen vor einer schweren oder gar tödlichen Erkrankung schützen. Die Wahrscheinlichkeit, daß der Hundewelpe an dieser Infektion stirbt, sinkt ab der 3. Lebenswoche: ein infizierter Welpe wird jedoch – wie bereits oben beschrieben – das canine Herpesvirus lebenslang beherbergen.
Akut erkrankte Welpen fallen dadurch auf, daß sie keine Lust haben, Futter (Milch) aufzunehmen und einen veränderten Kot bis hin zum Durchfall haben. Es können sich Symptome wie Speichel- und Nasenausfluß, Atembeschwerden und sogar zentralnervöse Störungen einstellen. Am auffälligsten ist das anhaltende Schreien der Welpen. Die Körpertemperatur der Welpen, die üblicherweise bei ca. 390 C liegt, sinkt ab, sie werden schwächer, verlieren an Gewicht und sterben.
Derzeit sind keine Impfstoffe gegen die Infektion mit canidem Herpesvirus verfügbar. Als Therapie kann versucht werden, die Abwehr des tragenden Muttertieres mit Hilfe sogenannter Paramunitätsinducer zu steigern und allgemeine hygienische Maßnahmen einzuhalten.
Die Erkennung von infizierten Hunden und damit auch von Virusträgern ist möglich, indem fragliche Tiere auf Antikörper gegen canines Herpesvirus untersucht werden. Hierzu wird dem Hund Blut entnommen und daraus Serum gewonnen. In einem sogenannten Neutralisationstest wird das Serum auf das Vorkommen von Antikörpern, die sich gegen das canine Herpesvirus richten, geprüft.