Nachruf auf Sigi Schiemann von Jürgen Lüber

Sigi Schiemann


Am 23.7.2015 verstarb nach langer, schwerer Krankheit unser Mitglied Sigi Schiemann im Alter von 75 Jahren, was auch schon auf unserer Homepage gemeldet wurde. Viele haben Sigi kennenlernen dürfen, aber nur wenige wissen wirklich, welch wichtige Rolle er für unseren Schlittehundesport in den letzten Jahrzehnten gespielt hatte. Deshalb möchte ich, der ich über lange Jahre mit ihm in Freundschaft verbunden war, sein Wirken für unseren Sport in Erinnerung bringen.

 

Es begann damit, daß er sich im September 1982 entschloss, für das Amt des 1. Vorsitzenden des

DCNH zu kandidieren und dadurch Nachfolger von Wolf- Dieter Polz wurde. Zum damaligen Zeit-

punkt wurden alle Schlittenhunderennen in Deutschland unter der Regie des Rassehundzuchtver-

bandes DCNH durchgeführt. Es gelang ihm in kürzester Zeit nicht nur die vorhandenen Querelen im Präsidium zu beseitigen, sondern auch die Eigenständigkeit des Sports voranzutreiben. So wurde unter seiner Federführung bereits im Januar 1983 der DSSV gegründet, mit Sigi als 2. Vorsitzenden.

Das größte Problem damals waren der zunehmende Einsatz von nichtreinrassigen Hunden nordi-

schen Typs bei Rennen und in der Zucht. Sigi rief ein sog. Alaskan Husky Projekt ins Leben, wobei

ein Gremium von Fachleuten die unterschiedlichsten Aspekte gegeneinander abwog und letztlich die Empfehlung zur Satzungsänderung des DSSV gab mit dem Ziel, auch nichtreinrassige Hunde starten zu lassen. Die hierzu notwendige ¾ Mehrheit wurde im Herbst 1984 tatsächlich erreicht,

allerdings mit den Stimmen der entschiedenen Gegner (!), die dies zum Anlass nahmen, umgehend die AGSD zu gründen. Dass die Zulassung der nichtreinrassigen Hunde eigentlich das Ziel hatte, den Siberian Husky zu schützen, wurde damals einfach nicht verstanden.

 

Vielleicht war die vor über 30 Jahren von ihm überhaupt nicht gewollte Aufspaltung des Schlitten- sports für Sigi später die eigentliche Triebfeder für seine intensiven Bemühungen um eine Wieder-

vereinigung der beiden Lager. Nachdem es ihm schon beim bayrischen Schlittenhundesportverband zusammen mit Klaus Kennerknecht gelungen war, Sportler mit reinrassigen und mit nichtreinras- sigen Hunden an einen Tisch zu bringen, gelang ihm dies auch auf deutscher Ebene mit der Grün-

dung des VDSV im März 2008, die ohne seine Vorarbeit, u.a. mit Einberufung eines Runden Tischs

Entwurf einer Satzung und vieles, vieles mehr, nie und nimmer möglich gewesen wäre. Möglicher-

weise eine Ironie des Schicksals, daß exakt zu seinem Ableben wieder von Bemühungen zu einer erneuten Aufspaltung zu hören ist.

 

Ein ganz wichtiger Punkt von Sigis Wirken darf nicht vergessen werden: Er war maßgeblich für die Einführung der Better Mushing Seminare verantwortlich. Er hatte den Leitfaden hierzu entworfen,

warb so gekonnt dafür, daß auf dem Verbandstag des DSSV eine überwältigende Mehrheit dafür stimmte und leitete als Mann der ersten Stunde viele Seminare. Es war sein Baby!

 

Sigi war auch viele Jahre als Schlittenhundesportler aktiv. Er startete auf vielen Rennen, Gespann-

größe von 6 bis 10 Hunde, wobei all die Hunde nicht ihm, sondern Freunden und Bekannten ge- hörten und mühsam fürs Training im Hofoldinger Forst und fürs Rennen eingesammelt wurden.

Eine weitere Leidenschaft Sigis war das einfache Leben nach Indianerart und das Kanufahren, wo

er auch Touren im Hohen Norden Schwedens organisierte und leitete.

 

Ich persönlich vermisse seine brilliante Intelligenz, seine Fähigkeit klar und vor allem strukturiert

zu denken und nicht zuletzt seinen Humor. Er wird mir fehlen!

 

 

Jürgen Lüber

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By |2024-01-28T15:17:21+01:00August 4th, 2015|Alte Beiträge, ARCHIV|0 Comments